Im Januar habe ich eine neue Serie gestartet, die mich selbst anhält mehr zu Lesen, um euch dann davon zu berichten. Den ersten Teil über Victor Cruz könnt ihr hier nachlesen. Das Buch im Februar handelt nicht nur von einer anderen Sportart indem es mal wieder um Fußball geht, sondern die aktive Karriere des Sportlers liegt einige Jahrzehnte zurück. Im Februar will ich euch Uwe Seelers Buch Danke, Fußball!: Mein Leben näher bringen.
Ich gebe zu, dass ich den Hamburger SV heute nicht wirklich ernst nehmen kann. Verschuldet und trotzdem immer wieder dabei junge talentierte Spieler zu verkaufen, um das Geld in absurde Transfers von Veteranen auf den letzten Metern ihrer Karriere zu investieren. Dabei mit der Stadt Hamburg an einem Standort, der durch ein großes wirtschaftliches Potential besticht und beste Möglichkeiten bieten sollte, um langfristig erfolgreich in der Bundesliga zu arbeiten. Wenn man bedenkt, dass der HSV dazu eine Geschichte hat, die sehr eindrucksvoll und mit internationalen Erfolgen verknüpft ist, fragt man sich, warum dieser Verein in den letzten Jahren nur gerade so immer wieder die Klasse gehalten hat und nicht deutlich weiter oben mitspielt. Mich hat interessiert, was den HSV ausmacht und ich wollte einen Blick in die Geschichte werfen. Uwe Seelers Buch eignet sich hierzu hervorragend.
Uwe Seeler ist einer der Spieler, der in der Übergangsphase zwischen Amateur- und Profisport aktiv war. Dabei war er schon sein ganzes Leben HSVler und wurde seinerzeit von seinem Vater beim Verein angemeldet. Auch dieser war schon für den HSV in der ersten Mannschaft aktiv. Uwe Seelers Karriere begann vor Einführung der Bundesliga und zu einer Zeit, als die Meisterschaft noch in einem Finale am Saisonende entschieden wurde. Es ist für mich heute unvorstellbar, dass einer der besten Fußballer seiner Zeit, nebenher als Außendienstmitarbeiter im Vetrieb eines großen Sportartikelherstellers arbeitet. Uwe Seeler hat das gemacht.
Die Bedinungen, unter denen damals der Sport betrieben wurde, sind nicht mit der heutigen Zeit vergleichbar und das wird durch das Buch sehr anschaulich vermittelt. Das Uwe Seeler trotz dem wirtschaftlichen Rückstand der Bundesliga nicht ins Ausland gewechselt ist, ist beachtenswert. Ich finde es bewundernswert, dass ihm die Heimat so viel bedeutet hat, dass er sich deshalb gegen einen Wechsel entschieden hat. Gerade jetzt, in denen in Deutschland darüber diskutiert wird, ob die Bundesliga ihre Konkurrenzfähigkeit verliert, lohnt sich ein Blick in die Geschichtsbücher. Der Rückstand war früher deutlich größer, als englische, spanische und italienische Vereine schon mit den Geldbündeln wedelten. Mancher Spieler hat sich auch zu einem Wechsel ins Ausland verleiten lassen, aber dadurch ist die Welt nicht untergegangen. Spieler, die trotz wirtschaftlicher Vorteile nicht ins Ausland wechseln, haben heutzutage noch deutlich bessere Möglichkeiten diese Entscheidung zu vermarkten. Auch Uwe Seeler hat neben dem Platz von seiner Heimattreue profitiert. Dazu kommt, dass die Vereine gezwungener sind, auf dem Platz Lösungen zu finden und konzeptionell zu arbeiten, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Ich finde, diese Anreize nicht verkehrt, wo sie doch schon so oft zum Erfolg geführt haben.
Uwe Seeler war dieser große Erfolg leider nicht gegönnt, wo er doch dreimal an Weltmeisterschaften für Deutschland teilgenommen hat, aber nie den Titel erringen konnte. Eine einzige deutsche Meisterschaft in seiner langen Karriere. Er steht damit beispielhaft für die Generation zwischen 1954 und 1966, die prägend war für die Entwicklung, die 1974 zum Titel führte. Im Zuge einer Unterhaltung über das Buch hat mir ein Freund von einer Begegnung mit Uwe Seeler berichtet und ihn als eine sehr bodenständige und überaus freundliche Person beschrieben. Dem Buch und dieser Erzählung nach zu urteilen, ist er neben seiner Leistungen auf dem Platz eine Person, mit der man auch ein Bierchen trinken würde. Hätte es damals schon Trikots mit Spielernamen gegeben, ich glaube ich hätte eines von Uwe Seeler gewollt. Ich verstehe, dass jeder HSVler auf diese Teile der Geschichte mit Stolz zurückblickt und kann das Ansehen des Vereins nun besser begreifen. Auch wenn unter dem Lack leider deutlich der Rost zu sehen ist.