Sportbuch 08/2016: Was sich ändert, wenn Carlo von Pep übernimmt

Es kommt mir noch nicht gar nicht so lange vor, als dass Pep Guardiola von Jupp Heynckes bei Bayern München einen Triple-Gewinner übernommen hat. Ich hatte Guardiola nicht im Detail beim FC Barcelona verfolgt und mich damals gefragt, was hinter diesem neuen internationalen Supertrainer (ja,ja super, super) der Bayern steckt und später dann das Buch über Peps erstes Jahr bei den Bayern gelesen. Peps Zeit bei den Bayern ist vorbei, obwohl das Ziel eines erneuten Champions League Gewinns nicht erreicht wurde. Die Zeit dieser Artikelserie will noch lange nicht reißen und so habe ich mich in diesem Monat mit einem Buch über den neuen Bayerntrainer nein vom neunen Bayerntrainer selbst beschäftigt.

Quiet Leadership ist ein Buch von Carlo Ancelotti, das er in Zusammenarbeit mit Chris Brady und Mike Forde geschrieben hat. So ähnelt es weniger dem Buch über Guardiola als den Büchern der NFL Coaches Pete Carroll oder Tom Coughlin. Diese erfahrenen Trainer haben ähnlich wie Carlo Ancelotti ihre Philosophie zu Papier gebracht, so dass sich auch andere Menschen an ihren Erkenntnissen erfreuen dürfen. Bei Carlo Ancelotti geben zusätzlich seine Co-Autoren zusätzlichen theoretischen Input v.a. aus der Managementlehre. Weiterhin lockern viele Spieler durch ihre Darstellung diverser Anekdoten das Buch auf (ja, Zlatan bringt immer Schwung rein).

Hängen bleibt, das Ancelottis Philosophie auf zwischenmenschlichen Beziehungen basiert. Er hat keine taktische Spielphilosophie, die er unbedingt durchsetzen will, sondern passt sich an die Anforderungen und Vorgaben der jeweiligen Clubs und Kader an. Er hat eine sehr ruhige und unauffällige Art zu kommunizieren und versteht es den Spielern seine Vorstellungen zu vermitteln. Das er damit schon dreimal die Champions League gewonnen hat, belegt seine Spitzenklasse. Allerdings waren seine letzten Stationen immer von kürzerer Dauer und so hat er in seinem Lebenslauf nur eine lange Trainerstation beim AC Mailand zu verzeichnen. So schafft es das Buch auch nicht den Widerspruch zwischen dem authentischen Festhalten an der eigenen Philosophie und notwendigen Anpassungen für langfristigen Erfolg aufzudecken.

Dies ist leider nicht der einzige Mangel. Insgesamt sind die Ausführungen sehr allgemein gehalten. Dadurch, dass sich das Zielpublikum des Buchs nicht nur auf Fußballfans beschränkt, sondern auch Führungspersönlichkeiten ansprechen soll, fehlt es taktisch und fußballerisch an den interessanten Details. Das Konzept des “Quiet Leadership” ist dabei auch nicht in dem Detailgrad dargestellt, wie ich das von US Coaches gewohnt bin. Es scheint mehr so, als ob die anekdotenhaften Erfahrungen von Carlo Ancelotti in allgemeingültige Leitsätze zusammengefasst werden sollten. Was bleibt sind zu viele Allgemeinplätze. Den Eindruck von Ancelotti, den ich mir durch das Buch verschaffen wollte, musste ich mir aus diesen Allgemeinplätzen destilieren. Ancelottis Erfolg spricht dabei für sich. Ich habe aber den Eindruck gewonnen, das Ancelottis Philosophie sehr mit seiner eigenen Persönlichkeit verknüpft ist. Er ist unprätentiös und wenig darauf bedacht, selbst im Scheinwerferlicht zu stehen und wirkt dabei gar langweilig. Seine Art ist äußerst bewundernswert, lässt sich aber nur schwer auf andere Personen übertragen. Und so verfehlt das Buch das angestrebte Ziel, ein hilfreicher Managmentratgeber zu sein. Für mich war bei der Lektüre allerdings schlimmer, dass es auch kein besonders tolles Sportbuch ist.

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