Als Sportbuch will ich euch diesen Monat etwas leichtere Lektüre vorstellen. Der @vanJupp hatte bei Twitter Fußballbücher zu verschenken und ich habe mich gefreut u.a. Unser Mann in London von Moritz Volz von ihm zu erhalten. Kurzweilig und erfrischend hatte ich viel Spaß beim Lesen und will deshalb andere Bücher, die ich auch gelesen habe, hinten anstellen und euch lieber von diesem etwas älteren Buch berichten.
Moritz Volz ist (war?) Profifußballer, der im Alter von 16 Jahren von Schalke 04 zum FC Arsenal London gewechselt ist. In London hat er 11 Jahre als Profifußballer gelebt und u.a. für Fulham, Ipswich und Wimbledon gespielt. Dabei ist seine Zeit dort eine interkulturelle Erfahrung gewesen, die ihn tief geprägt hat. Welche Unterschiede er zwischen den Kulturen festgestellt hat und worüber er überrascht war, hat er selbst humorvoll und mit einem Blick fürs Detail in seinem Buch niedergeschrieben.
Den roten Faden des Buchs gibt dabei grob seine Karriere als Spieler in England von seinem Wechsel zu Arsenal bis zu seinem Wechsel zu St. Pauli zurück nach Deutschland vor. Das Buch ist dabei allerdings keine Biografie, da das Leben von Moritz Volz selbst nicht im Mittelpunkt steht. Das macht die Ausführungen zu etwas besonderem, denn wenn Fußballer Bücher schreiben, handeln diese a) zumeist nur von Ihnen selbst und sind b) gar nicht von Ihnen selbst geschrieben sondern nur erzählt und dann von einem Ghostwriter in Form gebracht. Dabei soll ihre besondere Klugheit auf andere abfärben (so u.a. bei Philipp Lahm oder Lukas Podolski). Moritz Volz hat zwar keine A-Länderspiele in seiner Spielervita zu verzeichnen, aber seine Ausführungen zeigen, dass er trotz seiner sehr erfolgreichen Karriere nicht abgehoben ist und sich nicht für wichtig nimmt. Dabei hat er im Schreiben wohl ein zusätzliches Talent (neben dem Kochen) für sich entdeckt, welches er auch als Kolumnist für englische Zeitungen eingesetzt hat. Einige essentielle Teile seines Lebens behandelt er im Buch nur am Rande. Dabei würde die Entwicklung seiner Beziehung zu seiner Frau Anneke über die Distanz wohl genügend Stoff für einen romantischen Hollywoodstreifen bieten.
Das Buch dahingegen liefert Anregungen für den nächsten Englandbesuch. Gerne würde ich in London an einer der angepriesenen Teezeremonien teilnehmen. Bei Clotted Cream läuft mir gerade schon das Wasser im Munde zusammen. Noch besser hat mir da nur gefallen, wie sich mein Verständnis von England und den Engländern (hier den Londonern im Speziellen) durch das Buch geschärft hat. Die beschriebene zurückhaltende Höflichkeit und wie man damit umgeht, werden mir in Zukunft eine Hilfe sein. Und dabei konnte ich mir an einigen Stellen das Lachen natürlich nicht verkneifen und hoffe nicht selbst in die gleichen Fettnäpfchen wie Moritz Volz zu tappen. Wenn Moritz Volz von seinen Erfahrungen bei der WM 2006 berichtet, wird mir zudem wieder bewusst, was für mich das Wichtigste beim Fußball ist: Man kommt mit Menschen zusammen. Fußball verbindet die unterschiedlichsten Menschen und schafft eine gemeinsame Basis. Das sollten wir uns durch so manche Idioten (z.B. provozierende und prügelnde Fans in und um Stadien) nicht kaputt machen lassen. Das Buch unterstützt dabei meinen Hunger, Fußballspiele live zu besuchen, in kleinen und großen Städten mit meinem Club unterwegs zu sein. Wenn dabei einer wie Moritz Volz auf dem Platz steht, umso besser.