Messi hier, Messi da, Messi ist überall. Selbst als die Deutschen das WM-Finale in Brasilien gewonnen hatten, wurde Messi noch zum besten Spieler des Turniers gewählt ohne in den entscheidenden Spielen die wichtigen Impulse gegeben zu haben. Messi ist omnipräsent und stellt einen individuellen Rekord nach dem nächsten auf. Guillem Balagué hat sich vor kurzem in einem Buch ausführlich mit dem Spieler Messi und seinem Werdegang auseinandergesetzt. Nachdem mir der Name Messi zwar immer wieder zwangsläufig begegnet ist, ich mich aber noch nie detaillierter mit dem Werdegang des Spielers auseinandergesetzt hatte, habe ich mit Interesse gelesen.
Allerdings hat mich schon das Vorwort von Alejandro Sabella, dem argentinischen Nationaltrainer bei der WM 2014, auf die bittere Wahrheit vorbereitet. Sabella sagt über seine Arbeit mit Messi:
Ich lasse meinen Spielern gerne gewisse Freiheiten, und das gilt besonders auch für Leo. (…) Leo muss sich wohlfühlen, und vor allem muss er sich frei fühlen. Er braucht Handlungsspielraum, um genau das tun zu können, was auf dem Spielfeld in einer bestimmten Situation getan werden muss. Um ehrlich zu sein: Ich bespreche mit ihm nur das nötigste.
Der erste Eindruck ist, dass Leo Messi wohl einer der größten Egozocker der Fußballwelt ist. Christiano Ronaldo fällt auch in diese Kategorie, genau wie Zlatan Ibrahimovic. Für alle spielt das Team und nicht sie spielen mit dem Team. Messi’s Karriere ist geprägt davon, dass Mannschaften für ihn spielen. Wenn sie es nicht tun, wie früher in der argentinischen Nationalmannschaft läuft es nicht. Zudem war Messi wohl schon immer so. Balagué bestätigt das, in den (etwas langatmigen) Passagen über Messis Kindheit in Rosario. Das Ganze wurde durch die Familie gefördert. Sein Vater hat eine entsprechende Ansage an seinen Sohn in der Anfangszeit in Barcelona gemacht:
Leo, tu das, was du am besten kannst. Hol dir den Ball, gib ihn nicht mehr ab, und mach gleich dein Tor.
Passen und sich ins Spiel einfügen, hatte schon früh keinen Platz in Messis Spiel. Messi und seine Familie war dabei nach vielen Entbehrungen vor allem auf seinen persönlichen Erfolg fixiert. Der Wechsel nach Barcelona kam nur zu Stande, weil man sich dort bereit erklärte Messis Hormonbehandlung zu bezahlen, die von seinem Heimatclub in Rosario nicht übernommen wurde. Messi zog daher schon mit 13 von zu Hause weg und die Familie teilte sich zwischen Argentinien und Spanien auf. Messis Vater merkte später an, dass er eine Aufteilung der Familie im Nachhinein nicht nochmal zulassen würde. Die Chance in Barcelona war in diesem Moment einfach zu groß. Durch sein großes Talent sollte er seine Sonderrolle in den Mannschaften, in denen er spielte allerdings nicht wieder hergeben. Balagué beschreibt seine Rolle unter Guardiola wie folgt:
Guardiola beschloss, dass es keinen Sinn hatte, Messi frontal vor vollendete Tatsachen zu stellen. Also entschloss er sich zu einer Mischung aus taktischen Diskussionen mit Messi unter vier Augen in seinem Büro und indirekten Anweisungen vor der ganzen Mannschaft.
Messi kann dabei nicht zwischen unwichtig und wichtig unterscheiden und will immer spielen. Auch Auswechslungen verkraftet er nicht, selbst wenn sein Team deutlich führt. Eine beispielhafte Reaktion von ihm wird folgendermaßen dargestellt:
In der vorherigen Spielzeit hatter er bei einem 4:0 Sieg über Sevilla auf der Bank gesessen und war danach nicht zum Training erschienen. (…) Wenn Messi wütend war, sprach er manchmal mehrere Tage nicht mit Guardiola.
Neben dem Feld gründete Messi eine eigene Stiftung, um vor allem krebskranke Kinder zu unterstützen. Aber auf dem Feld ist er wohl durch seinen Werdegang zu einem der größten Individualisten aller Zeiten geworden. Mein Fehler, dass ich die Spieler schon immer mehr bewundert habe, die ihr Können in den Dienst der Mannschaft stellen. Balagué gibt sich Mühe ein ausgewogenes Werk zu schaffen und es gelingt ihm gut. Er betrachtet die Faktoren, die zu einer erfolgreichen Profikarriere gehören und die auch für das eigene Leben Inspiration bieten. Daneben spart er auch nicht daran, das Chaos beim FC Barcelona im Rahmen von Messis Verpflichtung darzustellen. Auch die vielen Transferflops mit Ibrahimovic an der Spitze (wo doch Eto’o schon nicht mehr ins System passte) werden nicht unter den Tisch gekehrt. Insgesamt ein sehr ausführliches Werk, welches umfassend die faszinierende Karriere des Leo Messi darstellt. Für Fans des spanischen und internationalen Fußballs damit fast schon Pflichtlektüre.