Der FC Augsburg steht in der Bundesliga so gut da wie noch nie zuvor zu diesem Zeitpunkt einer Bundesligasaison. Jeder weitere Punkt in der Hinrunde sorgt dafür, dass wir uns eine sehr gute Ausgangsposition für einen erneuten Klassenerhalt schaffen. Am Mittwoch stehen dennoch wichtige Zukunftsentscheidungen auf dem Programm, wenn der FC Augsburg seine diesjährige Mitgliederversammlung abhält.
Alleine der Termin am 03. Dezember stößt mir dabei schon negativ auf. Der FC Augsburg versucht immer mehr ein Verein für die Region zu sein und entsprechend sollte eine Mitgliederversammlung am Wochenende stattfinden. Ansonsten könnte der Eindruck entstehen, dass man die Menschen aus der Region nur am Wochenende ins Stadion locken und ihnen ihr Geld aus der Tasche ziehen will. Wirkliche Mitwirkung ist hier anscheinend nicht erwünscht und Identifikation sollte nicht über die Dauerkarte und den Kauf von Fanartikeln hinaus gehen.
Jetzt hat der FC Augsburg ein wichtiges Thema auf die Tagesordnung gesetzt. Er will die U-Mannschaften der U17, U19 und U23 aus dem Verein ausgliedern und in die KGaA einbringen. Eine Begründung des Antrags wurde den Mitgliedern nicht direkt geliefert. Es stellt sich mir die Frage, ob §12.3 der Satzung des Vereins eingehalten, der eine Begründung jedes Antrags vorsieht. Der Vorgang wird wohl als Einzelübertragung ablaufen. Ganz abgesehen davon, hat der FC Augsburg die Begründung dann über die Presse erst auf Nachfrage von Mitgliedern kommunziert, anstatt seinen Mitgliedern direkt. Die Szene Fuggerstadt hat einen offenen Brief zu diesem Thema an den Aufsichtsratsvorsitzenden des Vereins Peter Bircks geschrieben, in dem sie viele offene Fragen addressiert. Der Verein hat hierauf bisher nicht mit einer Antwort reagiert. Ich danke der Szene Fuggerstadt für die detaillierte Einarbeitung in die Thematik.
Nachdem ich am Mittwoch keine Möglichkeit habe, an der Mitgliederversammlung teilzunehmen, will ich an dieser Stelle kurz meine derzeitige Position erläutern. Mit den vorliegenden Informaitonen würde ich eine Ausgliederung der Jugendmannschaften entschieden ablehnen. Die Hauptgründe hierfür sind:
1. Mitsprache & Transparenz
Im letzten Jahr ist uns Fans deutlich gemacht worden, wie wenig Mitsprachemöglichkeiten uns bzgl. der Geschäfte der KGaA verblieben sind, als es große Proteste gegen die Zusammenarbeit mit Viagogo gab. Nicht einmal eine außerordentliche Mitgliederversammlung konnte etwas ändern. Die Verantwortlichen der KGaA hat uns deutlich gemacht, dass hier keinerlei Mitsprachemöglichkeiten bestehen. Dies wäre im Fall einer Ausgliederung auch hinsichtlich der dann ausgegliederten U-Mannschaften so. Warum sollte man diese Verschlechterung in Kauf nehmen? Der Verein behauptet allerdings: “Außerdem habe der Verein durch die 50+1-Regel weiterhin jederzeit die Möglichkeit, in die Entscheidungen der FC Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA, der die Nachwuchsteams zugeordnet werden sollen, einzugreifen”. Ich bin mir nicht sicher, ob es hier Unterschiede zwischen einer KGaA und einer AG gibt, habe aber bzgl. der Weisungsbefugnis bei einer AG folgende Passage gefunden: “Da die Unternehmensleitung gem. § 76 I AktG allein dem weisungsunabhängigen Vorstand obliegt, kommen dem Stammverein keine Weisungsbefugnisse hinsichtlich der Geschäftsführung der ausgegliederten Fußballaktiengesellschaft zu. Ebenso wenig kann der Stammverein als Hauptaktionär eine mittelbare Weisungsbefugnis durch die Aufsichtsratswahl erlangen, da die insoweit bestehende Entscheidungsfreiheit des Aufsichtsrats (den Vorstand zu bestimmen) rechtlich nicht beschränkt werden kann.” Dies würde auch den Darstellungen der Vereins aus dem letzten Jahr in der Sache Viagogo entsprechen. Informiert hier der Verein seine Mitglieder bewußt falsch, um die Entscheidung am Mittwoch in die richtige Richtung zu lenken? Früheres Verhalten und die Darstellung der Mitwirkungsmöglichkeiten in der Zukunft passen auf jeden Fall nicht zusammen.
2. Wofür Mitgliedsbeitrag?
Wenn die wichtigsten Jugendmannschaften in die KGaA eingebracht werden, dann darf man sich die Frage stellen, wofür man seinen Mitgliedsbeitrag weiterhin bezahlen soll. Wahrscheinlich verkommt die Mitgliedschaft zu einer Vorverkaufsgebühr. Oder man subventioniert das Nachwuchsleistungszentrum, während der Verein die Transfererlöse und Ausbildungsentschädigungen der Jugendspieler einstreicht.
3. Klare Trennung Jugend/Profi wird aufgeweicht
Bisher gibt es eine klare Trennung zwischen dem Jugend- und dem Profibereich. Mir scheint kein Grund ersichtlich, der es rechtfertigt diese saubere Trennung aufzugeben und Mischstrukturen für die Zukunft zu schaffen.
4. Ausgliederung ist nicht alternativlos
Unsere Jugendmannschaften werden durch eine nicht erfolgte Ausgliederung nicht vor die Hunde gehen. Andere Mannschaften mit deutlich etablierteren Jugendprogrammen betreiben diese wohl auch noch innerhalb eines Vereinskonstrukts (siehe Brief der Szene Fuggerstadt) . Entsprechend gibt es Alternativlösungen, die erarbeitet werden können.
Entsprechend kann ich nur hoffen, dass der Verein FC Augsburg die Fragen seiner interessierten Mitglieder zügig beantwortet. Eine Ausgliederung der U-Mannschaften, die ein großes Asset des Vereins sind, ohne Gegenleistung, erscheint mir nicht vorteilhaft und ist für mich bisher abzulehnen. Ich bin gespannt, ob überzeugende Argumente des Vorstands noch vor der Mitgliederversammlung folgen.