Sportbuch 11/2016: What about Manchester City?

Während die italienische Serie A seit meiner Jugend deutlich an Strahlkraft verloren hat und es in Spanien immer nur auf ein Titelrennen zwischen 2-3 Vereinen hinausläuft (ja, ich weiß, dass es in Deutschland auch nicht besser ist), ist die Premier League wohl momentan die spannendste Liga mit dem größten Wettbewerb zwischen den Topvereinen in Europa. Dabei sind einige Vereine im Ausland bekannter oder beliebter als andere. Manchester United oder auch Arsenal London waren neben dem FC Liverpool schon länger bekannt, wohingegen Chelsea (früher) oder Manchester City (vor kurzem) in meiner Wahrnehmung erst wachsen mussten. Ich als Augsburger habe im Frühjahr einen kleinen Ausflug in der Europa League an die Anfield Road unternommen und in diesem Zusammenhang einen Second Hand Buchladen nach Fußballbüchern durchstöbert. Ich musste mich zurückhalten, um nicht zu viele Werke zu erstehen, denn zum Lesen muss man schlussendlich ja auch kommen. Eines dieser Bücher hat mir Manchester City sehr viel näher gebracht und ich bin froh es dort aufgetrieben zu haben.

 

Es geht um die Biografie von Paul Lake mit dem Titel I’m not really here – A Life of two halves. Paul Lake war ein hoch veranlagter Jugendspieler von Manchester City mit dem Traum, diesen Club über lange Jahre als Profi zu vertreten. Am Ende kam es anders als geplant und viele Verletzungen bzw. die falsche Behandlung derselben haben seine Profikarriere verkürzt. Zwischen 1990 und 1996 hat er für die Citizens im Profibereich gespielt und war am Ende Kapitän und Identifikationsfigur. Im erweiterten Kader der englischen Nationalmannschaft hat es nur zu einem Auftritt in der B-Elf gereicht. “Nur” deshalb, weil Lake wohl das größte Talent in vielen Jahren war, dass City hervorgebracht hatte. Die Hoffnungen, die mit seiner Karriere verbunden waren, gingen weit über das erreichte hinaus. 

Umso ergreifender ist es, dass Paul Lakes Buch sehr persönlich geschrieben ist. Es gibt viele Einblicke in das Leben eines Profifußballers und hinter die Kulissen bei Manchester City. Auch die Geschichte des Clubs kommt genau wie die Entwicklungen nach Lakes Abschied aus der Profimannschaft nicht zu kurz. Der Investoreneinstieg und die positiven Entwicklungen, die damit verbunden waren, werden am Ende dargestellt. Wer abseits des persönlichen Schicksals von Paul Lake diesen Club näher kennen lernen will, ist bei diesem Buch genau richtig. Sein Lebensweg ist dabei nicht minder beeindruckend und bietet eine interessante Perspektive auf den Profifußball in den 80er und 90er Jahren. Nach einigen Längen zu Beginn habe ich das Buch später kaum mehr aus der Hand gelegt. Das Durchhalten hat sich gelohnt. Ich kann es nur weiterempfehlen. 

Miss Milla und die Suche nach den besten Indietiteln

Was meine Musikauswahl angeht bin ich gerade auf Sequel-Wegen unterwegs. Gerade erst ist die zweite Platte von Impala Ray heiß gelaufen, schon folgt Miss Milla 2 direkt auf dem Fuße. Über den ersten Sampler hatte ich vor einer guten Weile schon geschrieben. Neben seiner Expertentätigkeit im deutschen Fernsehen beschäftigt sich Mehmet Scholl anscheinend immer noch leidenschaftlich mit Musik und präsentiert seine liebsten Indietitel auf einem weiteren Sampler. Nun finde ich nicht alles gut oder aufregend, was sich auf dieser CD befindet. Manche Dinge finde ich schlicht langweilig. Aber für einige Highlights bin ich Mehmet Scholl sehr dankbar. Diese will ich nicht länger für mich behalten:

Edward Sharpe & The Magnetic Zeros kannte ich vorher gar nicht. Durch den Track auf dem Sampler habe ich angefangen zu googeln und bin auf überragende Live-Videos gestoßen. Mit einem Whiskeyglas in der Hand bin ich davor verharrt und konnte mich nicht mehr abwenden. So großartig:

Bei JJ & the Pillars knallt es dann etwas mehr. Sicher eine der rockigeren Bands auf dem Sampler, aber z.B. The Wolves passt halt auf jede Pregame-Tracklist oder auf die Playlist fürs Fitnessstudio. Zumindest bei mir geht das sehr gut zusammen. Das JJs Stimmfarbe zudem etwas äußert raumergreifendes und machtvolles hat, kommt da gerade recht. Werde bzgl. der Jungs direkt mal weitere Recherchen anstellen müssen:

Der letzte Interpret der mich überrascht und begeistert hat, ist mir etwas unangenehm. Er produziert vollkommenen Kitsch und Pop. Ich sehe die Indieelemente kaum mehr. Es ist etwas folkig. Aber eigentlich ist es Pop. Sehr guter Pop. Adam Cohen hat eine großartige Stimme und ein unglaubliches Gefühl für Melodien. Von Mehmet Scholl als Rausschmeißer ans Ende des Samplers gepackt, versteckt sich hier eine echte Perle. Lagerfeuerabende, alle singen mit und schauen in die Flammen. Es wird Zeit, dass diese Sommernächte wiederkehren.

Einlegen, bei manchen Songs auf Skip, bei anderen auf Repeat drücken. Manche Künstler im Hinterkopf behalten. Sich freuen, über die ganze musikalische Vielfalt, die es gibt. Mehmet Scholl für seine offensichtliche Synthesizer-Liebe verfluchen. Selber wieder feststellen, dass weniger Elektronik oft mehr ist. Es hat Spaß gemacht. Weiter mit mehr Musik. Ist meistens besser. 

Sportbuch 10/2016: Mit Trap zurück in vergangene Zeiten

Giovanni Trapattoni ist dem deutschen Fußballfan wahrscheinlich am besten durch seine Zeit beim FC Bayern bekannt. Zumindest mir geht es so. Ich war regelmäßig im Olympiastadion in München als Trap bei den Bayern Trainer war. Mit seiner Vorgeschichte habe ich mich damals nicht weiter beschäftigt. Das habe ich nun nachgeholt, denn Trapattoni hat mit Ich habe noch nicht fertig zusammen mit Bruno Longhi seine Autobiografie veröffentlicht. Das Buch liest sich, als ob man mit Trapattoni ein langes Gespräch am Abend führt und dabei ein paar Bierchen trinkt. Es ist lange nicht so verkopft, wie das zuletzt bei Carlo Ancelotti der Fall war. 

Trapattoni ist dabei grundsätzlich immer noch ein Reisender, den die Neugier nie verlassen hat. Auch jetzt in fortgeschrittenem Alter kann er die Füße nicht stillhalten und stellt sich Herausforderungen, die für Außenstehende absurd wirken. Seine Zeiten in Calgiari und Stuttgart sind hierfür ein Beleg. Diese innere Unruhe und Getriebenheit sind faszinierend für mich, da sie zeigen, dass man auch durch große Erfolge nicht zu Gelassenheit und Selbstzufriedenheit finden muss.

Derweil sind Trapattonis fußballerische Leistungen großartig. Schon als Spieler war er in seiner Zeit internationale Klasse und spielte für Italien in der Nationalmannschaft. Und während der AC Mailand seine Zeit als aktiver Spieler bestimmt hatte und ihm auch den Einstieg ins Trainergeschäft bot, so wird er doch am meisten mit seiner Zeit bei Juventus Turin in Verbindung gebracht, wo er als Trainer Titel an Titel reihte und sich zu einer Clublegende machte. Wie er überhaupt zum Fußball kam und was er dabei auf sich nehmen musste, ist wohl mit heutigen Umständen nicht mehr zu vergleichen. Trapattoni kommt aus einfachen Verhältnissen und sein 

In seiner Biografie geht es nicht um Taktik oder den Einfluss von einzelnen Personen sondern um Trapattonis persönlichen Weg. Er will damit niemand anleiten sondern erzählt sehr authentisch was ihn antreibt und man erkennt dadurch, wie er tickt. Mir hat das beim Lesen sehr viel Spaß gemacht und ich freue mich immer, wenn ich Trapattoni an einer Seitenlinie erspähe. Wenn man im europäischen Fußball auch mal etwas in die Vergangenheit schauen will, dann ist das Buch durch seine ausführliche Beschreibung seiner Zeit in Italien dafür sicher geeignet. Man lernt auf jeden Fall eine sympathische Person näher kennen. Wenn das doch bei jedem Buch so wäre. 

Impala Ray verbreitet immer noch dieses gute Gefühl

Vor ein paar Jahren hat Impala Ray sein erstes Album veröffentlicht und ich habe es ordentlich gefeiert. Die CD lief bei uns im Auto oft und lang und wird für immer mit meiner Elternzeit und längeren Road Trips verbunden sein. Sie war ein toller Urlaubssoundtrack. Musik, die mir hilft, den Alltag hinter mir zu lassen und bei mir selbst anzukommen. Vor einiger Zeit hat Impala Ray mit From the Valley to the Sea sein zweites Album veröffentlicht. Gespannt habe ich mir dieses Album angehört, natürlich mit großen Erwartungen.

Nun ist bei uns der klassische Strandurlaub im Süden in diesem Jahr ausgefallen und wir haben uns stattdessen auf in die Berge gemacht. Gesundheitlich etwas angeschlagen, vom Berufsalltag gestresst, war das Ziel frische Luft zu schnappen und abzuschalten. Dafür gibt es in dieser Umgebung immer noch keine schönere Musik als Impala Ray. Auch wenn z.B. Stay schon sehr poppig klingt, ist Impala Ray seinen Wurzeln treu geblieben. Musik aus den Bergen für den freien Geist.

Die Instrumentierung seiner Musik borgt sich immer noch viele Volksmusikelemente. Ich mag die Tuba als Instrument sehr und freue mich immer wieder diese Klänge zu hören. Insgesamt macht Impala Ray Folk Musik, die mit der modernen Auslegung von anderen Senkrechtstartern wie Jeremy Loops  oder Kids of Adelaide mithalten kann. Eine grundsätzlich positive Stimmung lässt sich beim Hören gar nicht vermeiden. Die Videos sind dabei noch schöner geworden als zuvor. Replay auf Youtube ist dabei garantiert.

Und so gibt es im Zusammenhang mit Impala Ray für mich bisher nur eine große Enttäuschung: auf der letzten Tour war kein Konzert in Frankfurt dabei. Ob Impala Ray nicht mal beim Bett Club oder Zoom anfragen will, um hier zu spielen? Mich würde es riesig freuen.

Sportbuch 09/2016: Ein persönlicher Blick auf die Probleme des HSV

Ja, das erste Mal dieses Jahr bin ich verspätet. Es ist schon Oktober und dies ist noch der Septembertext. Ich hatte zwischendurch eine Lesehängephase und musste mich in den Urlaub retten, um die notwendige Ruhe  zu finden. Ich will euch dafür gerne entschädigen durch ein kleines Gewinnspiel. Dazu mehr am Ende des Texts.

Im Urlaub hatte ich dann Glück, dass ich ein sehr lesenswertes neues Buch dabei hatte. Manfred Ertel beschäftigt sich in Hört die Kurve! mit seiner Leidenschaft für den HSV und seiner aktiven Zeit im Aufsichtsrat des Vereins. Dies sind auch die zwei “Handlungsstränge” des Buchs, die sich immer wieder abwechseln. Einerseits erzählt Ertel von seinen Erlebnissen seit seiner Kindheit, die ihn zu einem großen Fan und Supporter der HSV haben werden lassen. Anderseits berichtet Ertel aus dem Innersten des Vereins, wenn er über die Geschehnisse während seiner Zeit im Aufsichtsrat berichtet. Dies sind erschreckende Berichte, wobei sie wohl beispielhaft und für die deutsche Vereinslandschaft nicht ungewöhnlich sein dürften. Machen wir uns nichts vor.

Sportbuch 09/2016: Manfred Ertel mit Hört auf die Kurve. Sehr lesenswert. Mehr bald auf aufdemfeld.de mit Gewinnspiel.

Ein von Andreas Riedl (@andyriedl) gepostetes Foto am

Das Buch sollte vielen Fans und Vereinsvertretern daher eine Mahnung sein, wie man einen Verein kaputt macht. Manfred Ertel ist ein schlauer Mann, und war über Jahrzehnte für den Spiegel als Journalist tätig. Er hat sich aktiv bei seinem Fußballverein eingebracht und kann aus erster Hand berichten, wie politische Klüngeleien und das Interesse an der eigenen Person viele Entscheidungen negativ beeinflusst haben. Durch die gezielte Herausgabe von Informationen durch Maulwürfe und unprofessionelle Vorgehensweisen z.B. bei der Verhandlung mit potentiellen sportlichen Führungspersönlichkeiten, ging es vielen der Beteiligten mehr um die Sicherung von persönlicher Macht, als darum positive Entscheidungen im Vereinsinteresse zu treffen. Prominente Personen wie Matthias Sammer oder der HSV-Vorstand um Bernd Hoffmann ist mit prominenten Nebenrollen im Buch ausgestattet worden. Am Ende wurde die Struktur des Vereins so verändert, dass die Einflussnahme von Mitgliedern beschränkt wurde, um u.a. die Interessen möglicher Investoren reibungsloser umsetzen zu können. Ertels Leid in diesem Zusammenhang ist greifbar. Er hat gekämpft und doch verloren. Der Verein hat aus seiner Sicht seine Identität zu Teilen verloren. Es ist schade.

Manfred Ertel hält sich bei seinen Erzählungen nicht lange mit der Erklärung von äußeren Umständen oder langweiligen Strukturen auf. An manchen Stellen fehlt dadurch etwas der notwendige Hintergrund, um als Anhänger eines anderen Vereins alles nachvollziehen zu können, was ihm mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen ist. Ihm ist trotzdem ein wunderbares Buch gelungen, welches ich gerne ans Herz legen mag. Es erklärt, die Abhängigkeit des Fans zu seinem Verein und welches Leid man dadurch mitmacht. Aber auch die schönen Momente kommen nicht zu kurz und so lässt sich das Buch flüssig lesen und macht dabei auch noch Spaß. Wünschen wir uns nicht alle, irgendwann gemeinsam mit unseren Kindern im Stadion zu stehen oder sitzen? Ertel ist dies gelungen und dazu möchte ich ihm herzlich gratulieren.

Wer sich nun denkt, dass er auch gerne dieses kurzweilige Werk lesen würde, der darf gerne unter diesem Beitrag einen Kommentar mit seinen 3 Lieblingssportbüchern bis zum 23.10.2016 hinterlassen. Aus den Kommentaren wird ein Gewinner gelost und per Email benachrichtigt. Ich denke gerade darüber nach, ob die Serie im nächsten Jahr weitergeht und suche nach Anregungen.

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