Am 05. Januar 2014 habe ich hier über die Situation der Flag Football Nationalmannschaften in Deutschland geschrieben. Daraufhin habe ich einige Reaktionen erhalten. Grundsätzlich haben mich die Reaktionen in meinen Gedanken besätigt. Über einige Kommentare habe ich mich dabei besonders gefreut bzw. haben mich noch im Nachhinein zum weiteren Nachdenken angeregt. Die Coaches der Frauen Flag Football Nationalmannschaft haben sich unabhängig voneinander bei mir gemeldet, um mir ihren Ansatz zu erklären. Danke dafür! Auf die Erläuterungen will ich nicht näher eingehen, aber wer Fragen zur Arbeit der Frauen Flag Football Nationalmannschaft hat, kann sich bei Chris Kämpfe und Max Groß selbst melden und bekommt dort ausführliche Antworten. Ich habe mich vor Ort beim Try Out in Kelkheim zumindest einen halben Tag lang von ihrer Arbeitsweise überzeugt.
Aus der Reaktion eines guten Freunds von mir ging hervor, dass der Beitrag vom 05. Januar keine Lösungsmöglichkeiten aufzeigt. Im Nachhinein muss ich sagen, dass er damit zumindest teilweise Recht hat. Nachdem mittlerweile über ein Monat vergangen ist, will ich nun die Gelegenheit nutzen drei konstruktive Verbesserungsvorschläge in den Raum zu werfen, die evtl. dazu dienen können die Arbeit in diesem Zusammenhang zu verbessern. Mal schauen, was daraus wird.
Verpflichtung zur Transparenz
Bei den Flag Football Nationalmannschaften handelt es sich um offizielle Verbandsmannschaften. Als Sportler kann ich mir keine größere Ehre vorstellen, als für mein Land anzutreten. Ich glaube aber auch, dass eine solche Aufgabe insgesamt mit Verpflichtungen verbunden ist. An Hand der Kommentare zu meinem Blogbeitrag lässt sich erkennen, dass die Anzahl der Leute, die Interesse am Geschehen betreffend der Nationalmannschaften haben gar nicht so gering ist. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Mitglieder von Vereinen, die im AFVD organisiert sind. Dem steht gegenüber, dass der AFVD kaum Öffentlichkeitsarbeit bzgl. der Nationalmannschaften betreibt. Ja, es gibt diese Website, aber dort sind in 2013 gerade einmal 11 Beiträge veröffentlicht worden (und dabei gilt eine Try-Out Ankündigung als ein einzelner Beitrag). Auf der AFVD-Seite www.flagfootball.de sieht das Ganze nicht besser aus. Nachdem die Websites insgesamt zur Verfügung stehen, kommt die Frage auf, warum diese nicht mehr genutzt werden. Viele Fragen ließen sich durch eine offenere Kommunikation beantworten und eine bessere Nutzung der vorhandenen Kommunikationswege könnte zudem dazu führen, dass die Nationalmannschaften einer breiteren Öffentlichkeit bekannt werden. Jeder Coach einer Verbandsmanschaft sollte dazu bereit sein, den Interessierten seine Vorgehensweise und Arbeit zu erklären und evtl. seine Resultate auch zu verteidigen. Aber ich als Fan würde mich ja schon riesig über ein paar Highlightvideos freuen. Hier sollte sich der Verband nachhaltiger engagieren, denn Flag Football bildet mittlerweile in vielen Vereinen einen integralen Bestandteil.
Zeitplanung
Nach Betrachtung des Zeitplans des letzten Jahres wird (für mich) schnell klar, warum bei den Männern die sportlichen Ergebnisse unbefriedigend waren. Erst im April des letzten Jahres wurden die Trainer der Herren-Nationalmannschaft in der Öffentlichkeit in ihrem Amt bestätigt. Für die Herrenmannschaft fand dann am letzten Juni-Wochenende ein Try Out statt. Vor der EM waren dann nur insgesamt drei Trainingslagerwochenenden angesetzt. Nun mag einer schnell googlen und dann sagen, dass die Österreicher oder Dänen eventuell auch nur drei Camps vor dem EM abgehalten haben (ich weiß es nicht und habe mir auch nicht die Mühe gemacht), aber dieser Vergleich würde nicht funktionieren. In anderen Ländern wird in einem bestehenden Liga-System Flag Football auf hohem Niveau gespielt. In Deutschland gab es Nationalspieler, die außerhalb von Try-Out und Trainingslagern vielleicht noch ein weiteres Mal Flag Football in diesem Jahr gespielt hatten. Es ist doch klar, dass diese Spieler deutlich mehr Training benötigen, um auf dem gleichen Niveau wie andere Mannschaften spielen zu können, die evtl. einen funktionierenden Liga-Betrieb nutzen können oder in der bestehenden Formation seit Jahren zusammen spielen. Wie ein hohes Niveau erreicht werden soll, wenn ich meine Saison künstlich auf die Zeit zwischen Juli und September verkürze ist mir schleierhaft.
Bei den Damen ergab sich im letzten Jahr ein deutlich besseres Bild. Hier wurde schon im März mit der Spielersuche begonnen und die Trainingstermine verteilten sich viel besser über das Jahr. Allerdings könnte man auch hier darüber nachdenken das Jahr noch besser zu nutzen. Ich könnte mir vorstellen, dass man Try-Outs schon im Herbst nach den internationalen Turnieren abhält. Auch schon aktive Nationalspieler kann man hier nochmal zum Leistungstest bitten. Im Februar kann dann direkt mit den ersten Trainingslagern durchgestartet werden. In diesem Fall könnte auch die Arbeit der Spieler und Spielerinnen im Winter besser beurteilt werden. Deutschland ist ein großflächiges Land und bei internationalen Turnieren messen wir uns mit Ländern wie Israel, die durch die Größe ihres Landes die Möglichkeit haben, einmal in der Woche zusammen zu trainieren. Hier besteht die absolute Notwendigkeit das Jahr in seiner Gesamtheit auszunutzen, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.
Spielerauswahl
Ein Knackpunkt, der immer wieder aufkommt, ist die Spieler(innen)-Auswahl. Die Flag Football Nationalmannschaften sind Auswahlmannschaften, was es den Trainern erlaubt, sich die besten Spieler(innen) auszusuchen, die bereit sind für Deutschland zu spielen. Aber an Hand welcher Kriterien wähle ich Spieler nun aus? Als Trainer in diesem Bereich würde ich erwarten, dass die Nationalmannschaft eine gewisse Priorität genießt. Weiterhin würde ich erwarten, dass die Spieler(innen) in gewissem Maße regelmäßig Flag Football spielen. Folgende Kriterien könnte ich mir daher hier vorstellen:
- Teilnahme an mind. 5 Flag Football Turniertagen in den 12 Monaten vor dem internationalen Turnier
- Teilnahme an 80% der Trainingslager (wie schon vorher angedeutet, sollte es hiervon im Jahresverlauf mehr geben)
Darüber hinaus könnten sich die Coaches dann in einem zweiten Schritt die Spieler aussuchen, die ihren sportlichen Vorstellungen am ehesten entsprechen.
Ich hoffe mit meinen Anmerkungen evtl. den ein oder anderen Denkanstoß gegeben zu haben und bin gespannt was das Jahr 2014 weiterhin für die Nationalmannschaften bringen wird. Bei den Damen ging es ja schon vielversprechend los. Aber was ist bei den Herren? Wir werden es wohl alle im Laufe des Jahres herausfinden.