Die Antilopen Gang ist sich ihres gesamten Potentials nicht bewusst

Ende Januar hat die Antilopen Gang mit Anarchie und Alltag ihr zweites Majoralbum veröffentlicht. Ihr erstes Album Aversion hat mich vor einigen Jahren sehr begeistert. Seitdem ist viel passiert und die Antilopen Gang hat sich langsam ein größeres Publikum erspielt. Mit Spannung habe ich den Nachfolger erwartet. Die Erwartungshaltung war insgesamt höher und der Hype ist immer noch groß. Aber auch damit wissen die Antilopen ja mit Humor umzugehen. Das trojanische Pferd ist hierfür der beste Beweis. 

Und so hat das Album auch diesmal wieder diese einmalige Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit. Klar, kann man die Jungs mit K.I.Z. vergleichen, der Humor ist dennoch verschmitzter und der Auftritt nicht so streng. Pizza ist wohl  ein Hit, der uns noch länger begleiten wird, der hiervon einen guten Eindruck vermittelt. 

Das Album hat insgesamt viel Spaß gemacht. Abwechslungsreich, auch wenn ich nicht mit jedem Song etwas anzufangen wusst. Und so bin ich im Februar nach Wiesbaden gefahren, um mir die Jungs auch mal live anzuschauen. Und hier kam nun etwas die Enttäuschung. 60 Minuten bis zur ersten Zugabe sind einfach zu wenig. Der Auftritt war insgesamt solide aber zu kurz. Die Jungs könnten mit spontanem Humor auf der Bühne und einem Ausbruch aus den normalen Konzertgepflogenheiten mehr punkten. Covert doch fünf Punksongs! Klaut euch geile Teile bei anderen Künstlern und macht was draus!

Die Antilopen Gang treffen aus meiner Sicht wie kaum eine andere Gruppe den Zeitgeist. Sie haben deutliche Ansichten und drei Meinungen. Sie haben großartigen Humor. Sie könnten noch viel größer sein. Oder sie verpuffen, wenn Sie ihr Profil nicht schärfen und erkennen, das ihre Unverwechselbarkeit verloren geht, wenn sich die Songs und Witze abnutzen. Immer so weiter ist keine Option. Erspielt euch die Stadien! Oder waren das schon alle eure guten Ideen? Ich hoffe nicht. 

Sportbuch 02/2017: Warum Robert Enke so wichtig ist

Diese Reihe legt ja keinen Wert auf Tagesaktualität. Ronald Rengs Buch über Robert Enke Robert Enke – Ein allzu kurzes Leben lag hier einige Jahre im Regal. Irgendwie fehlte mir die Muße mich auf dieses Buch einzulassen. Ich hatte Vorurteile. Ich spreche auch regelmäßig mit anderen Menschen über den aktuellen Lesestoff und die Reaktionen waren oft eher ablehnend so nach dem Motto: Warum liest Du in deiner Freizeit so etwas trauriges. Versteht mich nicht falsch, das Buch enthält todtraurige Passagen. Aber zuerst ist es ein wunderbares Buch über einen Menschen, den ich gerne kennengelernt hätte. 

 

Ein Sneak Peak auf das Sportbuch 2017. Februar oder März kommt dann der Langtext. #Sportbuch2017 #Fussballbuch

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Ronald Reng ist ein tolles Buch gelungen, dass eventuell die beste Sportlerbiografie meiner Kenntnis ist. Das Buch profitiert enorm vom persönlichen Kontakt des Autors mit dem Sportler, der wirklich eine persönliche Beziehung darstellte und nicht nur oberflächlich war. Reng gelingt es diesen persönlichen Kontakt ins Buch einfließen zu lassen. Zudem ist er wohl einer der begabtesten Sportautoren der Gegenwart und schafft es die Fakten und Vorgänge rund um das Leben und die Karriere von Robert Enke mit seinem journalistischen Blick einzuordnen und in einen Gesamtkontext zu setzen. 

Neben dem Leben von Robert Enke bekommt man einen tollen Einblick in die Vorgänge bei Benfica Lissabon, Barca, Borussia Mönchengladbach und Hannover 96. Insgesamt hat Ronald Reng einen enormen Blick für das Fußballgeschäft an sich. Robert Enke steht dabei immer im Vordergrund. Die Karriere eines der besten deutschen Torhüter der letzten 20 Jahre, der sich v.a. auf einer persönlichen Ebene immer positiv von den Kahns und Lehmanns abgehoben hat. Das genau diese überaus sympathische Person an der Krankheit Depression zerbrochen und gescheitert ist, weil eventuell auch der öffentliche Druck einen offenen Umgang mit psychischen Krankheiten nicht zulässt, ist immer noch überaus tragisch. Derweil sollte uns allen das Buch helfen, die Krankheit Depression als genau das anzuerkennen: eine Krankheit. 

Immer noch leben in Deutschland wohl viele Menschen mit dem Geheimnis einer psychischen Krankheit und trauen sich nicht, diese gegenüber Freunden und Familie zu offenbaren. Dagegen sollten wir gemeinsam weiter vorgehen. Die Robert Enke Stiftung geht hier voran und unterstützt Projekte, die sich auf die  Aufklärung und Erforschung von Depression konzentrieren. Diese Arbeit ist immer noch von enormer Wichtigkeit.

Jedem Fan sollte dabei die eigene Rolle im Stadion bewusst sein. Wie mit Fußballspielern umgegangen wird, ist nicht mit sozialem Verhalten erklärbar. Assoziale Beschimpfungen können in Stadien auch heute noch regelmäßig beobachtet werden. Lasst uns alle dazu beitragen, dass diese in Stadien aussterben. Sprecht sie offen an und toleriert sie auch bei anderen nicht. Unterstützt euer Team und eure Spieler. Das nächste Bier geht dann auf mich, egal von welchem Verein ihr ein Fan seid.  

Sportbuch 01/2017: Fussballgefühle auch in der Winterpause

Beschlossen ist beschlossen: 2017 geht es weiter mit dem Sportbuch. Ich werde weiter 1 Buch pro Monat vorstellen, dass sich hauptsächlich mit Sport beschäftigt. Ich habe im letzten Jahr viel mehr Sportbücher gelesen, als ich vorstellen konnte. Damit ihr nun auch die anderen Bücher kennen lernt, geht es weiter. Es sind definitiv ein paar Highlights dabei. Heute allerdings nicht. 

Axel Hacke hat ein kleines Büchlein mit dem Titel Fußballgefühle geschrieben, welches ich während der abgelaufenen Saison mal zwischengeschoben hatte. Das ich mich bemühen muss, mich an manche Inhalte zu erinnern, sagt wohl doch einiges über das Buch aus.

Ein großes Problem des Buchs liegt wohl daran, dass ich mich mit Axel Hacke im Bezug auf Fußball nicht identifizieren kann. Er stellt selbst, dass er kein Fan ist und Fußball eher distanziert betrachtet. Bei mir ist das nicht der Fall. Fußball ist eine Leidenschaft, etwas was ich bewusst nicht distanziert betrachte, da ich in vielen anderen Bereichen des Alltags professionell Distanz waren muss. Fußball und das Stadion sind für mich immer schon ein Umfeld, wo diese Grenzen wegbrechen. Entsprechend fühle ich mich von vielen Passagen nicht angesprochen, in denen Axel Hacke über seine eigenen Erfahrungen schreibt. Es ist mir zu oberflächlich und zu distanziert.

 

Hatte mehr erwartet. Mir oft zu oberflächlich. Wenig, was mich berührt. #Fussballgefühle #AxelHacke #Kunstmann #Fussballbuch

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Auch als Faktensammlung taugt das Buch nicht und so sind es am Ende die Passagen, in denen Axel Hacke seine Beobachtungen über andere darlegt, die mich am meisten faszinieren. Die Begegnung mit Chelsea Andy und seine Begegnungen während der WM in Frankreich sind mir dauerhaft im Gedächtnis geblieben. Für so ein Büchlein dann doch eher eine magere Ausbeute. Ganz nett aber nicht fesselnd. Im Zweifel ist das Holger Gertz’ Buch über das Verlieren eher zu empfehlen. Wem im Winter langweilig ist und das Buch in die Hände fällt, kann es trotzdem lesen. Es wird dadurch nichts kaputtgehen. Ich werde es wahrscheinlich jedoch nicht noch mal in die Hände nehmen. 

2016 – Die Besten

Und schon wieder ist ein Jahr zu Ende gegangen. Ich habe viel gelesen, etwas Musik gehört (nicht genug) und das ein oder andere Konzert besucht. Auch die Glotze ist ein wichtiges Objekt. Meine Highlights aus 2016 will ich euch nicht vorenthalten: 

Bücher

Ich habe über das Jahr hinweg 12 Sportbücher vorgestellt. Mein Favorit war Paul Lakes Geschichte, die mir Manchester City näher gebracht hat. Zwischendurch habe ich auch Krimis und Thriller gelesen und war von Cody McFadyens Mennschenmacher und Erik Axl Sunds Scherbenseele sehr angetan. Ich will von beiden Autoren weitere Bücher lesen und werde mich von den Klappentexten nicht abschrecken lassen. Zudem fand ich Alain de Bottons Kunst des Reisens sehr toll. Ich habe mich dort wiedergefunden. Klang erst langweilig, war aber überaus faszinierend. 

Musik

Musikalisch haben mich Künstler am meisten geprägt, die ich auch live erleben durfte. Dies waren sowohl Jeremy Loops, als auch Kids of Adelaide. Dieses etwas folkige, trotzdem tanzbare und mitreißende hat mich am meisten mitgenommen. Dazu für mich Comeback des Jahres von den Beginnern. Live in Offenbach gesehen und heftig abgefeiert. Ich sehe für den Beginn von 2017 viel Hip Hop vor mir. 

Serien

Die Kategorie “Filme” gibt es schlicht und einfach nicht. Kaum ins Kino gekommen. Kaum zu Hause Filme angeschaut. In 2016 dem Drang zu Netflix nachgegeben. Die besten Serien waren Last Chance U, The Walking Dead, Nashville und Black List. Gerne spannend, nicht brutal und mit grandios gezeichneten Charakteren. Und wir laufen nicht dem letzten Trend hinterher. Gibt noch viel, was wir schlicht und einfach nicht gesehen haben. 

Games

Zum Abschalten nach harten Tagen schalte ich immer noch regelmäßig die Playstation ein. Multiplayer Koop hat mir langfristig noch kein Spiel so viel Spaß gemacht wie Destiny. Ich habe keine Ahnung wie viele DLCs hier noch kommen sollen, aber es kann nicht genug geben. Ansonsten hat mich die Story bei Fifa 17 einige Zeit gut beschäftigt und auch Madden 17 hält mich mit diversen unterhaltsamen Spielmodi auf Trab. 

Reisen

Darüber wollte ich eigentlich schon lange separat geschrieben haben. Tipps geben und ein paar Eindrücke beschreiben. Wir waren in Katwijk an Zee und in Reutte im Tirol. Beide Orte sind eine Reise wert auch mit kleinen Kindern. Sehr unterschiedliche tolle Landschaften, die man erkunden kann und wer die Tiroler Küche nicht mag, dem ist nicht mehr zu helfen. Kommt an dieser Stelle allerdings alles nicht an Liverpool ran. Neben dem Fußball eine tolle Stadt an der Merseyside, die neben Pubs viel zu bieten hat. Beatles, Kathedralen und Wasser. Beste Voraussetzungen für den Trip des Jahres 2016. 

Ein Jahr geht schnell vorbei, wenn man der eigenen Tochter beim Wachsen zuschauen kann. Da bleibt wenig Zeit für weitere Events. Fußball spielt immer noch eine große Rolle bei mir und ich begleite den FC Augsburg hier

Was steht für 2017 an? Wer weiß das schon genau? Wir planen und lassen uns dann vom Leben überraschen. 

Sportbuch 12/2016: Der Weg ist das Ziel – warum man auch verlieren können muss

In diesem Jahr gab es ein Buch, dass bei mir durch die Thematik und den Autor sehr viel Vorfreude ausgelöst hat. Holger Gertz schreibt seit vielen Jahren für die Süddeutsche Zeitung und ich habe mir schon Seite 3 Reportagen von ihm abgerissen, um diese sicher zu verwahren. Seine Arbeiten zu Kurt Landauer sind mir sehr gut in Erinnerung geblieben. Allerdings hat es die Süddeutsche Zeitung bei uns nicht mehr regelmäßig geschafft, die Zeitung pünktlich auszuliefern. Unser Wochenendabo haben wir daraufhin gekündigt. Wenn mir ab und zu dennoch ein Text von Holger Gertz in die Finger gekommen ist, habe ich mich gefreut, denn Holger Gertz hat einen ausgeprägten Blick fürs Detail und verpackt seine Beobachtungen sprachlich sehr gekonnt. Als ich mitbekommen habe, dass Holger Gertz ein Buch zusammengestellt hat, war ich daher sehr erfreut. Das Thema des Buchs ist dazu aus meiner Sicht ein Volltreffer. Das Buch trägt den Titel Das Spiel ist aus: Geschichten über das Verlieren. Im Sport gibt es kaum etwas interessanteres, wie es zu Niederlagen kommt und wie Menschen damit umgehen. Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich schwieriger ist mit Niederlagen umzugehen, aber das Thema ist mindestens genau so spannend, wie Gewinner und ihre Siege zu betrachten. 

 

Nun darf man bei dem Buch keine falschen Vorstellungen haben. Holger Gertz hat vorher schon veröffentlichte Reportagen, die zum Motto des Buchs passen, zusammengefasst. Er will auch keinen Gesamtüberblick über die Thematik geben oder erhebt Anspruch auf Vollständigkeit. Er hat die Geschichten in gewisse Kategorien einsortiert; die Sortierung habe ich nicht verstanden. Die Interpretation der Geschichten bleibt zudem jedem selbst überlassen. Holger Gertz beschreibt, was er selbst sieht. Er ist sehr dezent, wenn er seine Beobachtungen eine Geschichte zuordnet. Diese muss sich aus den Fakten und Ereignissen im Zweifel selbst ergeben. Entsprechend verfügt das Buch über keinen roten Faden. Zudem wirken einige der anfänglichen Reportagen wie “Goleadors Erbe” über das Leben des Hans Krankl nach Cordoba oder “Zettels Traum” über das Wirken von Rolf Töpperwien banal und unbedeutend. 

Das Buch schafft es allerdings in der Mehrheit der Reportagen zu verzaubern oder zu rühren. Geschichten wie “Lebenslauf” über den amerikanischen Sprinter Marty Glickman sind eine lebendige Warnung dem Antisemitismus keinen Fußbreit Platz zu lassen. “Tor in Pjöngjang” über Marcel Reifs Reise nach Nordkorea, “Celle, angolanisiert” über den Aufenthalt der angolanischen Nationalmannschaft 2006 in Celle und “Sechster Ring aus Sachsen” über das Auftreten der Bundeslands Sachsen bei den Winterspielen in Turin entführen in Parallelgesellschaften. “Heldendämmerung” über das Leben des WM-Helden von 54 Werner Kohlmeyer, “Morgengrauen” über die persönliche Geschichte der Schwimmerin Karen James bei den olympischen Spielen 1972 und auch “Ende Legende” über das Karriereende von Franziska van Almsick zeigen auch wie erfolgreiche Personen an Druck scheitern können und stellen Warnungen dar. Holger Gertz würde diese Geschichten nie als Warnung beschreiben, dennoch habe ich früh gelernt, lieber aus den Fehlern anderer zu lernen als aus eigenen. Der genaue Blick von Gertz auf Details kann als Empathie missverstanden werden, wo er doch die Geschichten nur ausbreitet und dem Leser das Urteil überlässt. Mich ergreift das. Die sprachliche Gewandheit von Gertz ist beeindruckend, wobei er sich in Phasen etwas zu sehr verliert. Man möchte im dann vom Spielfeldrand zurufen: “Einfachheit ist Trumpf. Verdribble dich nicht.”. Dennoch sind auch diese Passagen, wie so manches Dribbling in der Realität, schön anzusehen, wenn sie schon keinen Mehrwert bieten. 

Ich jedenfalls habe das Buch gerne gelesen und bin froh, manche der Reportagen auch in der Zukunft nochmal nachlesen zu können. Auf diesem Wege geht so manche eindrucksvolle Geschichte nicht verloren. 

Mit diesem Buch endet mein Sportbuchjahr 2016. 12 Sportbücher habe ich euch über das Jahr hinweg vorgestellt. Welches hat euch am besten gefallen, welches habt ihr selbst gelesen? Soll es weitergehen? Wir werden was 2017 für uns bereithält. 

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