Super Bowl 50 – Ist die NFL Saison schon wieder zu Ende?

Es ging wieder viel zu schnell. 7 Monate des Jahres fiebere ich auf die NFL Saison hin, bis diese Anfang September beginnt. 5 Monate später ist schon wieder fast alles vorbei. Für meine Giants ist schon alles vorbei und im Fantasy Football sind die Titel auch längst vergeben. Nur noch der Super Bowl bleibt übrig und morgen kommt es in Santa Clara, Kalifornien, zum Showdown der beiden besten Teams der regulären Saison, den Carolina Panthers und den Denver Broncos, die sich auch in den Playoffs bisher durchgesetzt haben. Eintrittskarten für das Spiel sind auf dem freien Markt nicht erhältlich – eine Besonderheit des Ticketing-Systems der NFL. Eine sehr kleine Anzahl Karten wird über eine Verlosung direkt an Fans verkauft, aber jeder der hier nicht zum Zug kommt muss Online-Ticketbörsen wie Ticketbis bemühen. Die Preise liegen erwartungsgemäß deutlich über denen von regulären Saisonspielen.

Für alle Daheimgebliebenen, ist vielleicht auch der Zeitpunkt gekommen auf die Saison der 5 Deutschen in der NFL zurückzublicken. Diese sind zwar teilweise noch im Einsatz, leider aber nicht auf dem Feld. Kasim Edebali wird für ranNFL in Deutschland während der Pre-Game Show bei Pro7Maxx im Studio sein, während Markus Kuhn den Super Bowl in Santa Clara erlebt ohne von Ticketbis Gebrauch machen zu müssen. Er unterstützt ranNFL vor Ort. Nachdem letztes Jahr mit Sebastian Vollmer ein Deutscher die Lombardi Trophy in die Höhe recken durfte, bleibt ein solcher sportlicher Höhepunkt aus rein deutscher Sicht in diesem Jahr aus.

Für Sebastian Vollmer hatte das Jahr trotzdem viel positives und nur wenig negatives zu bieten. Vollmer ist immer noch einer der besten Offensive Tackles der Liga, hatte aber wie die gesamte Offensive Line im AFC Championship Game, dem Halbfinale der NFL, einen rabenschwarzen Tag erwischt. Zusätzlich kämpfte er während der Saison immer wieder mit Verletzungen. Insgesamt ist er immer noch ein Leistungsträger für die New England Patriots und der derzeit beste deutsche Footballspieler.

Markus Kuhn spielte dieses Jahr sein viertes und letztes Jahr im Rahmen seines Rookievertrags für die New York Giants. Er ist nach dieser Saison ein Free Agent, der sein neues Team frei wählen kann. Angebote wird es hoffentlich geben. Der Defensive Tackle konnte nach Verletzungsproblemen zu Saisonbeginn 9 Starts in 10 Spielen verbuchen und hat sich zu einem soliden Ergänzungsspieler entwickelt. Es bleibt zu hoffen, dass er weiter in der NFL aktiv sein kann.

Deutlich schlechter lief es dahingegen bei Björn Werner. Der Outside Linebacker der Indianapolis Colts wurde von seinem Team in 2013 in der ersten Runde als neue Pass Rush Hoffnung gedraftet. In 2015 konnte er den gegnerischen Quarterback nicht einmal sacken. Insgesamt kam er in 10 Spielen immer nur von der Bank und war wenig produktiv. Werner hat noch Vertrag in Indianapolis, aber es stellt sich die Frage, ob die Colts ihn in der Offseason zu einem anderen Team tauschen oder gar aus dem Vertrag entlassen.

Und wer war der einzige deutsche Spieler in 2015, der in allen 16 Saisonspielen seines Teams aktiv war? Richtig, Kasim Edebali. 1 Start bei 16 Einsätzen, insgesamt 21 Tackles und 5 Sacks. Die Entwicklung zeigt bei Edebali in seinem zweiten Jahr deutlich nach oben und er war insgesamt der produktivste deutsche Defensivspieler in der NFL. Die Vorhersage meinerseits bzgl. des deutschen Sackmasters hat sich daher bestätigt.

Zum Abschluss dürfen wir noch kurz auf den fünften Spieler im Bunde eingehen. Mark Nzeocha wurde von den Dallas Cowboys ja etwas überraschend gedraftet. Lange hatte er mit Verletzungen zu kämpfen und es war nicht klar, ob er in dieser Saison überhaupt zum Einsatz kommen würde. Am Ende reichte es für Kurzeinsätze bei zwei Spielen kurz vor dem Saisonende. 14 Special Teams Snaps stehen für ihn zu Buche und Mark ist nun offizell ein NFL Spieler. Ich bin gespannt, wie er sich im nächsten Jahr weiterentwickelt.

Morgen kommt es nun erstmal zum Duell zwischen Luke Kuechly und Von Miller. Ich freue mich auf zwei großartige Defenses. Und auf den Rest. Wenn da diese lange Pause nicht wäre…

Sportbuch 01/2016: Wie Victor Cruz ins Blaue getroffen hat

Es ist der dritte Tag eines neuen Jahres. Ich bin ein Mensch, der sich gerne Vorsätze für das neue Jahr setzt und die Vorsätze für dieses Jahre begleiten mich zumindest jetzt noch. Sich bewusst Vorsätze zu setzen, bedeutet für mich auch, kurz inne zu halten um zu überlegen, was im letzten Jahr gut oder auch weniger gut gelaufen ist und der Moment dieser Überlegung ist für mich wichtiger, als die Vorsätze auch immer konsequent umzusetzen. Einer meiner Vorsätze für 2016 ist es, wieder regelmäßiger zu lesen. Dafür muss ich die Ruhe zum Lesen finden. Dann lese ich gerne aber nicht aussschließlich Bücher, die sich mit Sport und hier v.a. mit Fußball und American Football beschäftigen. Ich will euch in 2016 jeden Monat eines dieser Bücher vorstellen. Mal schauen, wie weit ich damit komme. Das Januarbuch ist aber schon mal da: 

Ja, ich bin ein Giants Fan. Zwei Superbowlerfolge in 2007 und 2011 überdecken viele sportlich mittelmäßige Jahre. Seit dem Superbowlerfolg gab es für die Giants keine Playoffauftritte mehr und auch dieses Jahr geht es für mein Team nur noch darum, sich gegen einen Divisionrivalen nicht noch weiter zu blamieren.

Notgedrungen richte ich mich an den erfreulichen Geschichten rund ums das Team auf. Davon gibt es einige. Meine liebste dreht sich um Mark Herzlich, der nach einer Krebserkrankung im College nun einen Superbowlring spazieren trägt. Daneben hat in den letzten Jahren vor allem Victor Cruz die Herzen der Giants Fans erobert und auch wenn nicht klar ist, ob er nach mehreren schweren Verletzungen nochmal professionell Football spielen wird, kann ich mich immer noch an seinem märchenhaften Aufstieg erfreuen. Cruz ist als Cowboys Fan direkt vor den New Yorker Stadtgrenzen aufgewachsen. Er wurde von seiner puertoricanischen Mutter in Paterson, New Jersey, großgezogen. Nachdem er viele Hindernisse überwunden hatte, gewann er in 2011 mit den Giants einen Superbowl. Im Spiel gegen die New England Patriots fing er einen Touchdown. Wie es soweit gekommen ist, hat Victor Cruz mit professioneller Hilfe von Peter Schrager festgehalten. Mit Out of the Blue ist ein faszinierendes autobiografisches Werk entstanden.

Tolle Geschichte, sehr gut geschrieben. Wurde Zeit, dass ich das lese. #VictorCruz #IntotheBlue #Footballbuch

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Im Buch beschreibt Victor Cruz seinen Lebensweg und die Hindernisse, die er zu überwinden hatte. So musste er einige akademische Hürden überwinden, bevor er überhaupt College Football spielen durfte. Nach einer erfolgreichen Zeit am UMass College wurde er nicht gedraftet und hatte Glück, dass ihm die NY Giants trotzdem einen Vertrag angeboten haben. Immer wieder hat er hart für seine Chance gearbeitet und gelernt, dass  auch zwischenzeitliche Erfolge sehr vergänglich sein können.

Wenn ich durch das Buch etwas mitgenommen habe, dann ist es die erneute Erkenntnis, dass nur ausdauernde Arbeit zum Ziel führt. Menschen, die schnell aufgeben, werden ihre Ziele deutlich schwerer erreichen. Das Buch ist zudem gut geschrieben und liest sich auch auf englisch sehr flüssig. In kurzer Zeit hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen, obwohl ich sie schon kannte, und ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen. Ok, ich lechzte auch nach positiven Nachrichten rund um die Giants und ich bin ein Fan, aber die Geschichte des überaus sympathischen Undrafted Receivers, der mit dem Team aus seiner Heimatstadt den Superbowl gewinnt, ist einfach zu märchenhaft, um sich nicht ein bisschen verzaubern zu lassen. Ich kann das Buch allen Footballfans und Anhängern romantischer Sporterzählungen daher nur wärmstens empfehlen. Der ein oder andere überraschende Schicksalsschlag ist garantiert, bevor man gegen Ende vollends mitfiebert. Go Giants!

Was man von Alex Ferguson lernen kann

Kurz nach dem Rücktritt als Trainer von Manchester United hat Alex Ferguson  seine Autobiografie geschrieben. Es ist sein zweites Buch, wobei er im ersten nur auf einen Teil seiner Karriere zurückschauen konnte.

In diesem Buch berichtet er aus seinen vielen aktiven Jahren im Fußballgeschäft. Es gibt nur sehr wenige Trainerkarrieren, in denen eine Person über 20 Jahre den gleichen Verein betreut hat. Es gibt wohl kaum eine andere, wo die Zusammenarbeit zudem so erfolgreich war. Während Jürgen Klopp die Chance weggeschmissen hat, in Dortmund etwas ähnliches zu schaffen, ist Alex Ferguson bei Manchester United dieses Kunststück gelungen. Er erzählt Anekdoten aus seiner aktiven Zeit aber auch über den Umgang mit einzelnen Spielern. Seinen größten Stars der letzten Jahrzehnte widmet er einzelne Kapitel.

Vorbereitung auf die Gegner in der Europa League. #FCA #RoadtoEurope #Fussballbuch

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David Beckham, Wayne Rooney, Rio Ferdinand, Christiano Ronaldo und rücken dadurch in den Fokus. Insgesamt war es aber Fergie, der ManU in den letzten Jahrzehnten geprägt hat und der jede Spielerpersönlichkeit überstrahlt. Das spannenste an dem Buch sind dann auch die Einblicke in den Erfahrungsschatz, den Alex Ferguson über Kaderumbrüche angesammelt hat. Immer wieder musste er seine Mannschaft rundum erneuern und immer wieder ist er zum Erfolg zurückgekehrt. Viele Vereine die konsistent erfolgreich arbeiten wollen, können sich daran ein Beispiel nehmen. Auch den Willen, als Trainer immer weiter bei diesem einen Club arbeiten zu wollen, fand ich über das Buch hinweg sehr bewundernswert in einer Zeit, in der anscheinend immer neue Herausforderungen gesucht werden. Im Hinblick darauf würde ich am liebsten Markus Weinzierl das Buch schenken und ihm ans Herz legen auch über die nächsten 20 Jahre in Augsburg Trainer zu bleiben. Die Diskussion, ob sich ein Trainer abnutzt, kann man mit einem Blick auf Alex Ferguson dann auch relativ schnell beenden. Das es nicht immer einfach sein wird, ist trainerunabhängig.

Insgesamt sind die Gedanken von Alex Ferguson nicht immer geradlinig vorgetragen oder elegant formuliert. Der Mann ist kein Autor sondern ein Fußballtrainer. Auch wenn man bei der Lektüre ab und an über diese ungeschickte Art stolpert, so ist das Buch doch lesenswert, denn Fergie berichtet hautnah von der erfolgreichsten Zeit Manchester Uniteds. Dabei hat er seine eigene Meinung und scheut sich auch nach Karriereende nicht mit dieser anzuecken. Das verleiht dem Buch so manchen zusätzlichen humoristischen Aspekt und macht es noch lesenswerter. Ich bereue die Lektüre keineswegs und kann das Buch Fußballfans nur ans Herz legen. Vielleicht hat Markus Weinzierl sich ja auch ein paar Anregungen geholt.

Von der zweiten Liga bis in die Europa League: Legenden des FC Augsburg

Dieser Blogpost ist Teil einer Augsburger Blogparade. In der Saison 2015/16 tritt der FC Augsburg in der Europa League an und der große Erfolg bietet für mich eine passende Möglichkeit, um einen Blick zurück zu werfen. Weit sind wir gekommen. Als ich 2006 meine Dauerkarte für der zweite Liga gekauft habe, hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass wir das so schnell alles erleben. Damals waren wir noch froh, wenn der FC Bayern zu einem Freundschaftsspiel (bezahlt von Lotto Bayern) in die Rosenau gekommen ist. In dieser letzten, überragenden Saison haben wir die Bayern in ihrem eigenen Stadion geschlagen (und mittlerweile aus den letzten 4 Partien 6 Punkte mitgenommen).

Von der Aufstiegsmannschaft in die zweite Liga ist schon seit längerem kein Spieler mehr an Bord. Fußball wird immer wieder als schnelllebiges Geschäft beschrieben und oft gibt es wirtschaftliche Gründe, die Entscheidungen erzwingen bzw. befördern. Beim FC Augsburg gibt es trotzdem einige Spieler, die dem Verein treu geblieben sind und den Verlockungen anderer Angebote widerstanden haben. Spieler, die sich auch in höheren Ligen unentbehrlich gemacht haben. Augsburg ist eine schöne Stadt (das hört man aus Spielermündern immer wieder) und sowohl regelmäßige Einsatzzeiten als auch ein gutes Mannschaftsklima sind wohl sehr gute Gründe für einen langen Verbleib, auch wenn das Gehalt anderswo vielleicht höher wäre. Entsprechend fanden sich zum Ende der letzten, historisch erfolgreichsten Saison des Vereins immer noch fünf Spieler im Kader, die noch für den FC Augsburg in der zweiten Liga gespielt haben. Danke für eure Treue und eure Leistungen in mittlerweile mind. 5 Jahren Vereinszugehörigkeit. Ihr habt einen Platz in den Geschichtsbüchern des Vereins sicher. Liebe Leser, bitte behaltet die folgenden Spieler immer in guter Erinnerung:

Jan-Ingwer Callsen-Bracker

Zu Jahresbeginn 2011 kam Inge von Borussia Mönchengladbach zum FCA und ist seitdem ein Turm in der Brandung für uns in der Innenverteidigung. 138 Spiele hat er mittlerweile für unseren Verein bestritten und dabei 12 Tore erzielt. Mir am besten im Gedächtnis geblieben ist sein Elfmeter in der ersten Bundesligasaison in Mainz, der für uns das Siegtor zum ersten Bundesligasieg war. Immer wieder unterschätzt aber doch kaum zu ersetzen, wie auch die jetzige Entwicklung zeigt. Ein Innenverteidiger der mit großem Einsatz und großer Konstanz spielt.

Dominik Reinhardt

Im Sommer 2009 kam Dominik Reinhardt vom 1.FC Nürnberg zum FC Augsburg.  Eigentlich ist er gelernter Rechtsverteidiger. In seiner ersten Saison für den FCA bestritt er 30 Partien auf dieser Position bevor er sich im Rückspiel der Relegation gegen den 1.FC Nürnberg schwer verletzte. Seitdem kämpfte er immer wieder mit Verletzungsproblemen und kam auch in der letzten Saison nur zu drei Kadernominierungen ohne Einsatz. Unter Markus Weinzierl vollzog Dominik Reinhardt einen Positionswechsel zum Innenverteidiger, aber auf Grund seiner anhaltenden Verletzungsprobleme ist der Weg beim FC Augsburg in diesem Sommer zu Ende gegeangen (Vertrag lief aus). Danke für deinen Einsatz, Dominik.

Paul Verhaegh

Paul kam im Sommer 2010 von Vitesse Arnheim zum FCA und ist seitdem unser Rechtsverteidiger. 152 Partien hat er für den FCA bestritten und sich dabei zu einem Rechtsverteidiger mit internationalem Format entwickelt, der auch für die holländische Nationalmannschaft spielen durfte. Seit dem Abgang von Uwe Möhrle in der Saison 2011/12 ist er der Kapitän der Mannschaft und einer unser Anführer. Dazu ist er der Ice Man, unser sicherer Elfmeterschütze mit dem Killerinstinkt. Hoffentlich noch lange eine der Stützen unseres Teams.

Daniel Baier

Nach seiner Leihe in der Saison 2008/09 kehrte Daniel Baier nochmal zum VfL Wolfsburg zurück, bevor er im Januar 2010 vom FCA fest verpflichtet wurde. Gekommen als offensiver Mittelfeldspieler hat er ab 2012 unter Markus Weinzierl seine wahre Bestimmung als Kopf der Mannschaft im defensiven Mittelfeld gefunden. Wenn der Dani nur ein wenig torgefährlicher wäre (5 Treffer in 209 Partien in Augsburg), dann wäre er uns schon längst weggekauft worden und wahrscheinlich nicht nur Weltmeister meines Herzens. So ist er über die letzten Jahre der konstanteste Mittelfeldspieler der Bundesliga und Kritikerliebling (hier die Liebeserkläung von Spielverlagerung.de). Ein Erfolgsgarant.

Tobias Werner

Tobi Werner kam im Sommer 2008 von Carl Zeiss Jena zum FCA und musste in seinem letzten Pflichtspiel für Jena in Augsburg noch miterleben, wie wir um den Klassenerhalt in der zweiten Liga kämpften. Wegen offensichtlicher Interessenskonflikte (sein Wechsel stand schon vor dem Spiel fest) verfolgte er die Partie nur von der Bank, und das war wahrscheinlich unser Glück. Seitdem gibt es wohl keinen Spieler in unserem Kader, der sich so extrem positiv weiterentwickelt hat wie er. Noch in der zweiten Liga war er nicht vollumfänglich Stammspieler wohingegen er in der ersten Liga mittlerweile eine Säule des Teams ist. In 196 Partien für den FCA hat er 38 Tore geschossen und 38 Tore vorbereitet. Er ist unser Rekordtorschütze in der ersten Bundesliga. Niemand kann das Europapokallied so schön singen wie er. Wer weiß, was der Kerl noch anstellt? Vielleicht den ersten Doppelpack auf europäischer Ebene für den FCA.

Der FC Augsburg und die “aktuelle Flüchtlings-Diskussion”

Der FC Augsburg wird am Sonntag im Spiel gegen Hannover 96 an einer Willkommensaktion für Flüchtlinge einer großen deutschen Boulevardzeitung teilnehmen. Bei der Aktion verzichtet Hermes auf seinen erworbenen Werbeplatz auf den Trikotärmeln, um dort Platz für eine Willkommensbotschaft zu machen. Das Problem an der Aktion ist, dass neben der Willkommensbotschaft das Logo ebendieser großen Boulevardzeitung auf dem Ärmel der Trikots prangen wird und so der gute Zweck zu einer Werbeaktion für diese Zeitung verkommt. Mit Sinn und Unsinn und den Hintergründen dieser Aktion haben sich u.a. Andreas Bock in der 11 Freunde und der Wochenendrebell schon detailliert auseinandergesetzt und ich will hier gar nicht weiter ins Detail gehen.

Die Teilnahme an der Aktion ist freiwillig, wie durch die Stellungnahme vom neuen FC St. Pauli Manager Andreas Rettig deutlich wird. Neben dem FC. St. Pauli haben sich der MSV Duisburg, 1. FC Nürnberg, Union Berlin, SC Freiburg, VfL Bochum und 1. FC Kaiserslautern dazu entschlossen, die Aktion nicht zu unterstützen. Andreas Rettig wird in der Kickermeldung weiterhin zitiert mit dem Satz: “Wir leisten ganz praktische und direkte Hilfe dort, wo sie gebraucht wird.” Viele Vereine sind schon aktiv geworden, um den Flüchtlingen nicht nur mit Botschaften ein herzliches Willkommen in Deutschland zu ermöglichen. Das ist der Moment, in dem ich als Fan des FC Augsburg im Moment beschämt zu Boden schauen muss.

Der Geschäftsführer des FC Augsburg Peter Bircks wird zur Aktion mit den Worten zitiert: “Diese gemeinsame Aktion rundet das individuelle Hilfs-Engagement der einzelnen Klubs wunderbar ab.“ Ich bin auf der Homepage des Vereins auf die Suche gegangen nach individuellem Hilfs-Engagement, aber ich habe keins gefunden. Ich habe in der Presseabteilung des Vereins nachgefragt, habe aber keine Informationen diesbezüglich erhalten. Zur obigen Aktion gibt es genau ein Zitat und das auf der Seite der Boulevardzeitung. Ansonsten gibt es zum Thema Flüchtlinge bisher keinerlei mir bekannte Aussage vom Verein. Da kommt es doch gerade Recht, dass es jetzt diese ligaweite Aktion gibt, denn “mit diesem Logo auf dem Ärmel setzt die gesamte Liga ein klares Zeichen in der aktuellen Flüchtlings-Diskussion” (Peter Bircks). Im gesamten Europa League Stress, in dem wir Fanfahrten nach Bilbao mit sechsstelligen Beträgen subventionieren und uns dafür feiern, in Zeiten, in denen wir regelmäßig vor Spielen mit großem Hurra Vertragsverlängerungen verkünden, die den entsprechenden Spielern eine deutliche Gehaltserhöhung einbringen, mit dem Druck die Baba-Millionen zu reinvestieren und dem Ärger über falsche Elfmeterentscheidungen, über die wir uns lang und breit auslassen, da bleibt einfach kein Platz für dieses Thema. Mit der Aktion am Sonntag haben wir das dann auch abgehakt. Ist das alles, FC Augsburg?

Ich würde mir von meinem Verein wünschen, dass er sich in dieser Frage abseits der Aktion am Sonntag klar positioniert und darüber hinaus praktische und direkte Hilfe leistet. Die Haltung meines Vereins in solchen wichtigen Fragen ist für mich persönlich wichtiger als sportliche Ergebnisse. Herr Rettig bezieht nun in seiner Funktion beim FC St. Pauli Stellung und Walther Seinsch war neben seiner Funktion als Präsident des FC Augsburg u.a. mit seiner Stiftung Gegen Vergessen Für Demokratie unermüdlich sozial aktiv. Klaus Hofmann und die anderen Verantwortlichen sind nun an der Reihe sich diesem Thema zeitnah zu stellen und sich nicht nur aufs Sportliche zu konzentrieren. Wir Fans sind gefordert den Verein daran zu erinnern, dass er hier eine Vorbildfunktion zu übernehmen hat. Immer wieder wurde von der FCA-Familie gesprochen. Diese ist nun gefordert, die Arme zu öffnen, #RefugeesWelcome zu sagen und zu helfen. Denn so machen Familien das.

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