Album Review: Guano Apes – Offline

Mit manchen Bands verbindet man etwas besonderes. So geht es mir mit den Guano Apes. Die Band hat mich mit ihren ersten Alben durch die Jugend begleitet und war eine der wenigen deutschen Gruppen, die vom Sound her mit amerikanischen Bands wie Limp Bizkit oder Linkin Park mithalten konnte. Jede Jugendband, die damals Songs auf Partys coverte, hatte die Hits von den Guano Apes drauf. Auch heute sind viele der Songs immer noch Hits, die ich gerne höre und bei denen die Laune sofort steigt. Oder geht es euch bei “Lords of the Boards” oder “Open your eyes” anders?

httpv://www.youtube.com/watch?v=2yfwePfD-iU

Aber dann nutzte sich die Band aneinander ab und löste sich Ende 2006 auf. Die intensive Zeit zuvor forderte ihren Tribut. Dies hielt aber nicht lange an und nach einer gemeinsamen Tour in 2009 beschloss die Band weiter gemeinsam Musik zu machen. Das Album “Bel Air” war in 2011 das Resultat. Nun folgte vor einigen Wochen mit “Offline” das zweite Album nach der Wiedervereinigung. Die Musik der vier Musiker aus Niedersachsen klingt auf der Platte nicht mehr wie in den 90ern. Aber wie auch die Menschen hinter der Musik sich verändert haben, so hat sich die Musik auch weiterentwickelt. Die Platte startet dabei direkt mit zwei sehr hymnischen Songs. Sowohl “Like Somebody” als auch “Close to the sun” sind vor allem in den Refrains sehr melodisch. Beide Songs kann ich mir live sehr gut vorstellen und “Close to the sun” hat sich bei mir nach einigen Tage zu einem Ohrwurm gemausert.

httpv://www.youtube.com/watch?v=2FrJxzx3AWI

Bei “Hey last beautiful” zieht einen dann gleich das Gitarren-Intro in seinen Bann, bevor Sandra Nasic mit ihrer einzigartigen Stimmfarbe den Song zu etwas besonderem macht. Vor allem Nasic überzeugt insgesamt mit ihrer Stimme auf dem Album und “Numen” ist dafür nur ein weiterer Beleg. Dazu sind die Texte positiv und muntern einen auf. In “Cried all out” heißt es: “Carry on, we have cried all out, not anymore, the cure must be an endless song”. “It’s not over” gibt einem mit: “Take the black paint it bright”. Mit diesen Songs nimmt das Album nach den eher schnelleren Songs zu Beginn der Platte eine Wendung hin in ruhigere Gefilde bevor es für den Schlussspurt wieder Fahrt aufnimmt. Danach fällt die Platte mit “Water Wars”, “Fake” und “Jiggle” etwas ab, da mir die Songs teilweise zu eintönig komponiert sind. Auch den Rap-Part bei “Jiggle” kann man wohl gutfinden, aber mir gefällt er nicht. Mit “The Long Way Home” wird das Werk relativ ruhig abgerundet und findet zu einem harmonischem Ende.

Insgesamt ist den Guano Apes eine solide Platte gelungen, die mir auf Autofahrten im Sommer bei offenem Fenster die Reisezeit versüßen wird. Das Werk ist ein Album im klassischem Sinne, denn es lässt sich ein roter Faden erkennen und die Reihenfolge der Lieder ist gut durchdacht. Wo die Guano Apes früher deutlich härter waren (und waren sie das nicht alle), kann man heute vielleicht sogar funkige Einflüsse raushören. Teilweise klingt das Ganze wie die frühen No Doubt und das ist nichts schlechtes. Mir hat’s bisher schon viel Spaß gemacht und ich fordere: Weiter so!

P.S.: Auch das Cover begeistert mich immer wieder!

Wie unsere Jungs zurückgeben

Letztes Wochenende habe ich in der Süddeutschen Zeitung den Artikel von Anna Günther mit dem Titel “Ein Mann will nach oben” gelesen. In dem Artikel geht es um Bruder Konrad, der sich als Eremit von der Welt abgewandt hat, um an einem Wallfahrtsort in der Natur zu leben. Bruder Konrad war in seinem früheren Leben Bayern-Fan, hat aber seit Jahren kein Bayern-Spiel mehr gesehen. Der Grund für Ihn: “Es ist skandalös, wie viel die verdienen. Dabei gibt es so viel Elend in der Welt,” Ich bin mir sicher, dass Bruder Konrad an seinem Wallfartsort effektiv gegen das Elend in der Welt vorgeht, aber auch viele Fußballer lassen sich nicht lumpen und haben haben durch die große Öffentlichkeit viele Möglichkeiten auf Mißstände aufmerksam zu machen.

Kurz vor dem ersten Gruppenspiel der deutschen Mannschaft bei der WM in Brasilien habe ich mir den aktuellen Kader angeschaut und bin begeistert in welchem Ausmaß die Jungs soziale Verantwortung übernehmen, ohne dass Sie hierzu verpflichtet wären und obwohl sie alle viele Steuern bezahlen. Vier Spieler stechen im aktuellen Kader besonders hervor, denn sie haben ihre eigenen Stiftungen gegründet:

  • Philipp Lahm Stiftung: Förderung benachteiligter Jugendlicher in den Bereichen Sport und Bildung in Deutschland und Südafrika
  • Per Mertesacker Stiftung: Förderung von sozial benachteiligten Kindern über den Sport in der Region Hannover
  • Neuer Kids Foundation: Unterstützung notleidender Kinder und Jugendlicher in Deutschland mit Schwerpunkt Ruhrgebiet
  • Lukas Podolski Stiftung: Förderung des Sports, der Jugendhilfe, der Bildung, der Völkerverständigung sowie zur Unterstützung hilfsbedürftiger Personen

Auch andere aktive Nationalspieler engagieren sich. Roman Weidenfeller ist für die RoterKeil Stiftung aktiv. Jerome Boateng ist Botschafter für die Deutschlandstiftung Integration, Schirmherr und Mitgründer von Mitternachtssport e.V. und Pate der Stiftung Unesco. Kevin Großkreutz ist Botschafter der Solidarfonds Stiftung NRW. Thomas Müller ist Botschafter der Young Wings der Nicolaidis Stiftung. Julian Draxler trägt seinen Teil zur Christoph Metzelder Stiftung bei. Mario Götze engagiert sich für die Bundesliga Stiftung und ist Botschafter für Plan Deutschland. Andre Schürrle trägt sein Scherflein bei der Egidius Braun Stiftung bei genau wie Bastian Schweinsteiger bei der Per Mertesacker Stiftung, Miro Klose engagiert sich für das Ronald McDonald Haus in Homburg.

Die Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und es wurde wie erwähnt nur der 23er Kader für die WM in Brasilien betrachtet. Insgesamt doch recht eindrucksvoll, was die Jungs in ihren jungen Jahren schon anpacken. An Christoph Metzelder sieht man, dass das Engagement nicht mit der Karriere enden muss. Herzlichen Dank an alle Spieler für ihr ehrenamtliches Engagement. Ich würde sie auch ohne dieses Engagement anfeuern, aber das macht die Jungs nochmal sympathischer. Na Bruder Konrad, immer noch keine Lust mitzujubeln?

In the Heart of Football: Rutgers

Unser vorletzter Stop auf unserer wunderbaren Reise durch das Heimatland des American Football war die Rutgers University. An einem wunderbaren Samstagnachmittag im September trafen die Scarlet Knights auf die Eastern Michigan Eagles. Mittlerweile hatten wir uns an die amerikanische Tailgating Kultur gewöhnt und genossen auch wieder die Zeit im Stadion mit Football, wie man ihn in Deutschland nicht live zu sehen bekommt. Das Spiel war durchschnittlich und Rutgers gewann schlussendlich eindeutig mit 28:10 aber von dem Tag ist mir etwas anderes besonders in Erinnerung geblieben.

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Rutgers ist eine Universität, die in regelmäßigen Abständen Spieler ausbildet, die sich in der NFL bewähren. Vor allem in Tampa Bay und bei den Patriots spielen im Moment einige ehemalige Rutgers-Spieler. An diesem besonderen Tag im September hat die Rutgers University zum ersten Mal in 144 Jahren eine Nummer retired und diese Ehre wurde keinem Spieler zu teil der jemals ein Down in der NFL gespielt hat. Diese Nummer wird fortan an der Rutgers University nicht mehr vergeben und wurde im Stadion aufgehängt und an diesem Septembertag enthüllt. Es ist die Nummer 52, die bis zu seiner Verletzung von Eric LeGrand getragen wurde. Eric LeGrand verletzte sich während des Spiels Rutgers gegen Army am 16. Oktober 2010 im Met Life Stadium so schwer, dass er seitdem querschnittsgelähmt war. Die Prognosen der Ärzte waren nach einer lange andauerenden Operation schlecht, aber er kämpfte dagegen an und gibt seitdem mit seiner Lebenskraft und seiner Einstellung ein großartiges Beispiel ab, dass man in schweren Stunden nicht aufgeben sollte. Er prägt das Motto “Believe”, nachdem man alles schaffen kann, wenn man nur selbst daran glaubt und hart arbeitet. Aber am besten nehmt ihr euch die Zeit und schaut euch die Geschichte selbst an:

httpv://www.youtube.com/watch?v=rJ02HW_HDaE

Man kann von Eric LeGrand nur positiv beeinflusst werden. Insgesamt verbrachten wir so einen inspirierenden Nachmittag in einem tollen Footballstadion. Ein paar weitere Eindrücke möchte ich euch nicht vorenhalten. Den Geschmack der Steaks von diesem Samstagabend kann ich leider nicht transportieren.

Album Review: Atmosphere – Southsiders

Vor kurzem bin ich mal wieder über gute Musik gestolpert und habe mich gefragt, warum mir diese Kombo nicht schon viel länger bekannt war. OK, es wird als Indie Hip Hop bezeichnet, was die Jungs machen, aber sieben Studioalben zu verpennen, bevor man dann doch noch in den Genuss kommt, fällt schon sehr deutlich in die Kategorie “besser spät als nie”. Dabei ist das Erfolgsrezept von Atmosphere erdenklich einfach. Rapper  “Slug” und DJ “Ant” bieten klassischen Hip Hop – “2 turntables and a mic” wie wir es lieben. Einfach bedeutet bei den beiden Jungs gut und so habe ich seit der Entdeckung doch einige Zeit damit verbracht, mir ihre Sachen anzuhören, im Folgenden soll es allerdings nur um ihr neuestes Werk gehen.

Anfang Mai war es soweit und Studioalbum Nr. 8 von Atmosphere kam unter dem Titel “Southsiders” auf den Markt. Das Ganze erschien bei Ryhmesayers und wird in Deutschland von Groove Attack vertrieben. Als erste Single des Albums wurde “Bitter” ausgekoppelt.

httpv://vimeo.com/87746622

Der Titel des Albums ist eine Hommage an die Heimatstadt der Gruppe. Die beiden kommen aus Minneapolis und die Platte ist die schönste Hommage an eine Heimatstadt seit Max Herre’s Single “Erste Liebe”. Natürlich ist auch bei Atmosphere nicht alles gold was glänzt und so ist mir z.B. der Beat bei “Star Shaped Heart” zu elektronisch. Allerdings sind die Songs, die mir wirklich gefallen, deutlich in der Überzahl. “The World might not live through tonight” ist eine großartig eingängige Hymne aufs Leben und der Beat von “I love you like a brother” hat für mich das Zeug zum Klassiker. Auch “Fortunate” und die zweite Single “Kanye West” sind Songs, die einem gut Druck auf die Ohren geben.

httpv://vimeo.com/91867021

Dabei gelingt es Slug mit seinen Texten, zwar ernste Themen aufzugreifen, die Platte aber insgesamt nicht zu einer melancholischen Tirade auf die Welt verkommen zu lassen. Viele Songs beschreiben die Sorgen des Lebens, bieten dem Hörer aber einen faszinierend positiven Ausblick. Auch die musikalische Untermalung der Texte passt hierzu und so verbergen sich auf der zweiten Hälfte der Platte mit Songs wie “We ain’t gonna die today”, “My lady got two men” und “Flicker” wirkliche Perlen. Slug meint hierzu selbst:„Na ja, ich muss realistisch bleiben und sicher gehen, dass die hässlichen Dinge hässlich bleiben und das Schöne schön bleibt.“ Ich finde das gelingt ihm sehr gut und verschwinde hiermit wieder unter meinen Kopfhörern.

Daniel Baier: Der Dirigent des Augsburger Erfolgs

Fussball ist ein Mannschaftssport, aber ohne manche Einzelspieler wäre der Erfolg so mancher Teams nicht möglich. Vor dem letzten Spieltag steht der FC Augsburg auf dem achten Tabellenplatz und wird durch den letzten Spieltag auch nicht mehr von diesem Platz abfallen. Vor der Saison wurde der FC Augsburg von Fussballdeutschland als Abstiegskandidat gehandelt. Entsprechend ist diese Saison der größte sportliche Erfolg der Vereinsgeschichte. Ein wichtiger Teil (und ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten: der wichtigste) dieser tollen Mannschaft war in diesem Jahr eindeutig Daniel Baier und ich warne vor, denn das was nun folgt ist eine Lobhudelei. Baier wird heute sein 100stes Bundesligaspiel für den FC Augsburg absolvieren. Dabei gilt es zu beachten, dass der FC Augsburg nach dieser Saison nur 102 Bundesliga als Verein im Gesamten vorweisen kann. Baier hat daher in den letzten 3 Jahren nur 2 Spiele verpasst und diese auch nur auf Grund von Gelbsperren. In diesem Jahr fehlt im bisher keine einzige Minute. Und dabei hat er durchgehend überzeugende Leistungen abgeliefert. In der Kicker-Tabelle der Mittelfeldspieler liegt er vor dem letzten Spieltag auf Platz 5 hinter Arjen Robben, Marco Reus, Franck Ribery und Toni Kroos. Jogi Löw hat ihn wahrscheinlich vor allem deswegen nicht für Brasilien berücksichtigt, weil er im Mai 30 Jahre alt wird und der Bundestrainer lieber eine Mannschaft für die Zukunft aufbaut, als jetzt zu gewinnen. Sogar in der bundesweiten Fachpresse hat er einige Fürsprecher gefunden. 11Freunde schrieb im Liveticker zur Nominierung der Nationalmannschaft für Brasilien:

12:29 Uhr

Wir legen uns fest: Wenn Daniel Baier nicht für die WM nominiert wird, haben wir den Glauben an den Fußballgott verloren. #bereitfürbaier

Der Fußballgott hatte wohl kurz Pause. An dieser Stelle, wollen wir kurz innehalten, um zu betrachten, was Baiers Spiel in dieser Saison ausgemacht hat. Er ist der Lenker hinter dem Angriff der Augsburger und spielt entweder alleine oder mit einem Partner auf der sog. Sechser-Position. Im ersten Schritt ist er in der Rückwärtsbewegung unnachgiebig und sehr zweikampfstark (58% gewonnene Zweikämpfe). Mit dem Ball am Fuss ist er unfassbar sicher und überzeugt mit einer Passquote von 79%. Er setzt dann die Offensivspieler ein, ob dies nun Werner oder Hahn auf den Außenbahnen oder Altintop bzw. die Stürmer im Zentrum sind. In dieser Saison beispielhaft war wohl der Angriff zum Tor gegen die Bayern, als er dem unerfahrenen Mitchell Weiser den Ball abnimmt und dann selbst die Vorlage für Mölders in die Schnittstelle der Viererkette spielt. Und wenn er so spielt wie dieses Jahr, dann kann man sehr gut darüber hinwegsehen, dass Baier selbst vor dem Tor durch eigene Abschlüsse ungefährlich ist, denn seine Pässe leiteten viele gefährliche Angriffe ein.

In seinem Spiel kommt er dabei fast ohne Fouls aus. Vor dem letzten Spieltag hatte er gerade 31 Fouls gespielt, was im Schnitt nicht mal ein Foul pro Spiel ist. Zudem droht im seit dem 28. Spieltag die fünfte gelbe Karte, die er allerdings nie gesehen hat. Baier weiß daher sehr genau, mit welchem Körpereinsatz er die einzelnen Situationen anzugehen hat und spielt entsprechend intelligent.

Insgesamt ist er als Persönlichkeit sicher auch ein Grund dafür, dass in Augsburg das Mannschaftsklima so gut ist. Als Leistungsträger geht er vor allem auf dem Platz immer voran, fällt aber abseits des Rasens nie durch laute Worte oder vorlaute Statements auf. Im Interview mit der Augsburger Allgemeinen weißt er darauf hin, dass er selbst nicht den Vergleich mit Spielern scheut, die nicht beim FC Bayern München spielen. Seine Statistiken und sein Einfluß auf das Spiel in Augsburg und die Ergebnisse in dieser Saison bestätigen das eindrucksvoll. Man würde sich wünschen, dass andere Personen mehr für ihn Werbung gemacht hätten. In der Ukraine war er 2012 als Fan in der Kurve und hat mit Bastian Schweinsteiger das Trikot getauscht und es wäre doch wunderbar, wenn Deutschland auch von einem solchen Sympathieträger auf dem Platz vertreten würde. Daniel Baier hätte es sich durch seine Leistungen wohl verdient. Aber für Daniel Baier geht auch so die Welt nicht unter. Das zweite Kind ist im Anmarsch und der Geburtstag steht im Urlaub vor der Tür. Dazu wird er seinen Bruder, der für die Darmstädter Lilien spielt, in der Zweitligarelegation anfeuern. In diesen Tagen hat Daniel Baier der Augsburger Allgemeinen eines seiner seltenen Interviews gegeben und darin angedeutet, dass er sich vorstellen kann, seine Karriere in Augsburg zu beenden. Mich würde das freuen. Und danach lieber Daniel gibst Du bitte in Augsburg an Jugendspieler genau das weiter, was dich diese Saison so stark gemacht hat. Danke für die überragende Saison und auf eine lange gemeinsame Zukunft!

 

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