In the Heart of Football: St. Louis

Vor einigen Wochen habe ich vom Besuch eines Spiels der Missouri University berichtet (hier). Natürlich haben wir in den USA auf unserer Footballreise mehr als ein Spiel besucht. Das zweite Spiel der Reise fand auch im Bundesstaat Missouri statt. Es handelte sich um das erste Heimspiel der St. Louis Rams in 2013 gegen die Arizona Cardinals. Und so fanden wir uns an diesem Sonntagnachmittag im September im Edward Jones Dome ein. Wir waren über das Dome-Spiel nicht unglücklich, nachdem wir am Vortag in Columbia bei deutlich über 30 Grad im Stadion ganz schön geschwitzt haben. Aber über die Energie, die es benötigt, um eine Halle wie den Edward Jones Dome um viele Grad zu kühlen, sollte man dann besser nicht nachdenken.

Vor dem Spiel haben wir uns natürlich ordentlich verpflegt und ich kann berichten, dass die Nachos im Edward Jones ihr Geld wirklich wert waren. Die Portion war riesig und man konnte die Toppings nach Wahl selbst auswählen:

100_1285_TITELDas Spiel an sich war dabei sehenswert. Natürlich hakte es bei beiden Teams noch im Ablauf, aber das ist wohl ganz normal in Woche 1 der Saison. Zudem wurde es im Dome viel lauter als am Vortag im offenen Stadion in Columbia. Unglaublich wie viel Lärm die Fans während dem Spiel machten. Jared Cook hatte dabei für die Rams einen sensationellen Tag mit sieben Receptions für 141 Yards und 2 Touchdowns. Jared Cook’s Tag hätte dabei allerdings noch besser sein können, wenn nicht der Honey Badger zum ersten Mal in der NFL aufgetaucht wäre. Tyrann Mathieu hat dabei direkt in seinem ersten Spiel ein Riesen-Ausrufezeichen gesetzt, welch Potential in ihm steckt. Einen solchen Forced Fumble werden wir so schnell nicht mehr sehen. Seht selbst:

httpv://www.youtube.com/watch?v=IXBg0_C2mqk

Die Cardinals werden in Zukunft hoffentlich noch viel Spaß an dem Jungen haben, sobald er wieder fit ist und wenn er auf dem rechten Weg bleibt. Aber speziell die Cardinals werden das Spiel trotzdem wohl in schlechter Erinnerung behalten. Die Rams gewannen mit 27:24 durch ein Walk-Off Fieldgoal von Greg Zuerlein. Dabei hätte Arizona gute Chancen gehabt zumindest in die Overtime zu kommen, denn der Kicker der Cardinals hat ein machbares Fieldgoal versemmelt. Dabei hatte er im Dome beste Bedingungen. An Hand dieses Spiels wird deutlich welche Bedeutung schon die Begegnungen zu Saisonbeginn haben. Auch eine knappe Niederlage in Spiel 1 kann am Ende der Saison dazu führen, dass man die Play-Offs nicht erreicht. Am Ende der Saison hätten die Cardinals dieses Spiel sicher gerne zurück gehabt, denn ein Sieg hier hätte Ihnen am Saisonende viel geholfen und vielleicht den Play-Off-Einzug ermöglicht. Lektionen daraus: 1. Jedes (Special Teams) Play kann spielentscheidend sein. Deshalb jedes Play 100%. 2. Ein Sieg am Anfang der Saison ist genauso viel wert wie ein Sieg am Ende. Wer am Anfang Körner spart, wird es am Ende eventuell bereuen. Deshalb jedes Spiel 100%.

Quo Vadis Flagfootball Nationalmannschaften?

Vor vielen Monaten habe ich mir Gedanken gemacht, welche Entwicklungen die Sportart Flag Fooball in Deutschland voranbringen würden (hier). Was hat sich seitdem getan? Nicht viel. Leider. Die angekündigten weiteren regionalen Ligen gab es nie und mittlerweile gibt es auch keine organisierte Liga in Hessen mehr. Somit ist NRW das letzte Bundesland, in dem es einen Ligabetrieb für 5v5 Senior-Flag gibt. Weiterhin gibt es in Deutschland immer noch die DFFL, die im Modus 9v9 ausgetragen wird. Meine drei vorgetragenen Wünsche (Bekenntnis der Verbände, klare organisatorische Struktur, Internetplattform) sind leider nicht in Erfüllung gegangen. 5v5 Flag Football findet in Deutschland immer noch vor allem auf Fun-Turnieren statt. Insgesamt hat sich die Situation für 5v5 Flag Football in Deutschland mittlerweile sogar verschlechtert. Aber die Nationalmannschaften des AFVD nehmen immer noch an internationalen Titelkämpfen teil. Im Folgenden will ich beurteilen, welche Entwicklung die Nationalmannschaften (Herren und Damen) genommen haben.

Europameisterschaft 2013

In 2013 fanden die Europameisterschaften in Pesaro, Italien, statt. Die Herren wurden
Siebte und die Frauen errangen Platz 5.  Am 25.09.2013 kündigte der Team Manager der Nationalmannschaften Sebastian Schumacher auf der (inoffiziellen) Internetseite der Nationalmannschaften einen ausführlichen Bericht und ein Fazit der Coaches an (hier). Seitdem gab es keine weitere Veröffentlichung und insgesamt wird die Seite leider nicht kontinuierlich gepflegt.

Dabei sind die erreichten Platzierungen unter Anbetracht der vorhandenen Möglichkeiten sicher nicht zufriedenstellend und eine Stellungnahme von Seiten der Coaches wäre wünschenswert gewesen. Immerhin handelt es sich bei den Mannschaften, um offizielle Nationalmannschaften des AFVD. Bei den Herren nahmen 10 Teams teil, bei den Frauen sogar nur 6. Deutschland blieb damit bei den Herren nur vor Großbritannien, Irland und der Tschechei. Bei den Frauen konnte nur Italien auf den letzten Platz verwiesen werden. Schon im Vorjahr konnten die Herren mit Platz 10 (von 16)  und die Frauen mit Platz 7 (von 12) bei den Weltmeisterschaften kaum überzeugen. Die Herren waren aber damals das sechsbeste europäische Team und die Frauen mussten sich nur drei europäischen Teams geschlagen geben. Das mäßige Jahr 2012 wurde daher von einem schlechten Jahr 2013 getoppt.

Die Entwicklung

Vor allem die Entwicklung ist hierbei beängstigend. Die Männer traten 2009 das erste Mal als Auswahlteam an. In den Vorjahren wurde immer der jeweilige deutsche Meister entsandt (bis 2009 die Kelkheim Lizzards). Zufällig gab es in 2009 einen neuen deutschen Hallenmeister (Walldorf Wanderers) und eine neue Methode die Nationalmannschaft zusammenzustellen. In 2009 wurden die Männer Vierter bei den Europameisterschaften in Dublin. Sie kamen bis ins Halbfinale und verloren danach das Spiel um Platz 3. Die Frauen wurden auch 2009 schon Fünfte, die Nationalmannschaft befand sich allerdings damals erst im Aufbau und trat zu ihrem ersten internationalen Turnier an. Vier Jahre sind vergangen und die Teams haben sich im internationalen Vergleich verschlechtert. Sebastian Schumacher hatte allerdings nach der Europameisterschaft 2009 in Dublin angekündigt, “dass wir (…) sowohl bei den Herren, als auch bei den Damen einen Entwicklungsvorsprung zu den Spitzenteams (…) verkürzen wollen“. Hat wohl nicht geklappt.

Die Spieler

Als erstes lässt sich die Vermutung anstellen, dass eventuell das Spielermaterial schlecher ist als vor vier Jahren. Dem ist aber definitiv nicht so. Alleine in der Männer-Offense gegen Dänemark waren bei der EM in diesem Jahr zeitweise nur GFL-erfahrene Footballspieler auf dem Feld. Soviel Talent und Athletik hat wohl selten in einer Flagfootballnationalmannschaft zusammen gespielt. Aber diese Spieler sind keine Flag-Spieler sondern vor allem in “normalen” American Football Mannschaften dieses Landes aktiv und spielen 5v5 Flag Football sehr unregelmäßig. Sowohl bei der Herren- als auch bei der Damennationalmannschaft waren ca. die Hälfte der SpielerInnen keine reinen Flag Football SpielerInnen sondern Aktive im Tackle-Bereich. 2009 war der Anteil noch nicht so hoch. Aktive American Football Spieler müssen sich natürlich auf Flag Football umstellen. Dänische und österreichische Spieler, die Woche um Woche in ihren nationalen Ligen auf hohem Niveau Flag Football spielen, sind an die Umstände des Spiels gewöhnt und haben hier einen Vorteil. Die Ergebnisse der letzten Turniere sprechen hier eine eindeutige Sprache.

Die Coaches

Die Situation bei den Coaches ist bei den Männern und bei den Frauen sehr unterschiedlich. Bei den Männern gibt es jahrelange Konstanz auf diesen Positionen. Bei den Frauen gab es vor 2013 einen Wechsel des kompletten Coaching Teams. Trotzdem gab es im Männer Team (wie auch bei den Frauen) in 2013 viele Rookies. In den letzten Jahren gab es ingesamt eine hohe Spielerfluktuation vor allem im Herrenteam. Dabei stellt sich die Frage, welche Philosophie die Coaches verfolgen und warum nach vier Jahren Auswahlmannschaft nicht eine größere Konstanz auf Spielerebene erreicht wurde.

Die Coaches des Männer Teams entscheiden sich regelmäßig American Football Spieler zu nominieren, die bei Trainingslagerterminen durch Spieltermine ihrer Vereinsteams nur eingeschränkt Zeit haben und nicht mit Bestimmtheit für Turniere zusagen können, da sie eventuell an Playoffs mit ihren Liga-Teams teilnehmen könnten. Die Flagfootballnationalmannschaft ist in diesen Fällen für manche Spieler nur Option B. Es ist für mich nicht nachzuvollziehen, warum akzeptiert wird, dass eine offizielle Verbandsnationalmannschaft nur Option B darstellt. Weiterhin wird durch diese Vorgehensweise verhindert, dass die Trainingslagertermine optimal genutzt werden können. Es stellt sich die Frage, ob mit dieser Vorgehensweise Top-Resultate erzielt werden können, da diese Teams einen Nachteil gegenüber Teams auszugleichen haben, bei denen eine bessere Anwesenheitsquote in Trainingslagern vorliegt. Eventuell sollte hier die Spielerauswahl überdacht werden?

Die Coaches des Frauenteams hatten 2013 mit vielen Verletzungen zu kämpfen und versuchten eine neue Philosophie durchzusetzen. Ich bin gespannt, wie sie in Zukunft die Doppelbelastung ihrer Spielerinnen zwischen Flag Football und Tackle Football angehen werden. Ich hoffe Sie schaffen es, um den bestehenden Spielerkern herum ein funktionierendes Team aufzubauen, welches auch mal bei einem internationalen Turnier zeigt, was in ihm steckt. Für ein abschließendes Urteil ist es an dieser Stelle bei den Frauen zu früh.

Fazit

Die Flag Football Nationalmannschaften haben sich in den letzten Jahren an den allgemeinen Trend von 5v5 Flag Football in Deutschland angeschlossen und sind nicht besser sondern im internationalen Vergleich sogar schlechter geworden. Am Spielermaterial liegt es meiner Meinung nach nicht. Allerdings sollten sich die Verantwortlichen  die Frage stellen müssen, warum es in den letzten Jahren trotz des überragenden Talents mit den Resultaten nicht geklappt hat. Die Nationalmannschaften haben dabei nicht nur ein mäßiges Jahr hinter sich. Bei den Männern gibt es einen etwas längeren Abwärtstrend unter dem bestehenden Coaching Team, Änderungen in diesem Bereich scheinen aber nicht anzustehen. Ich werde auch 2014 während der WM in Jerusalem wieder für die Nationalmannschaften die Daumen drücken, und hoffe auf verbesserte Ergebnisse. Alle SpielerInnen hätten es verdient!

Album Review: Parov Stelar – The Art of Sampling

Electroswing. Ja genau, Electroswing. Heute mal eine Musikempfehlung von mir, mit der man vielleicht so nicht gerrechnet hätte. Aber als ich das erste Mal Parov Stelar gehört habe, hielt es mich nicht mehr auf dem Sitz. Und Parov Stelar ist nun mal ein Vorreiter des Electroswing. Und um Parov Stelar mal etwas kennenzulernen, ist sein Album “The Art of Sampling” eine gute Möglichkeit. Dieses erschien schon Anfang Oktober und enthält neben älteren Stücken auch vier neue Songs und man hört, welch Perlen Parov Stelar in den letzten zehn Jahren produziert hat. Anbei ein Video eines Songs, bei dem ihr hoffentlich nicht mehr still sitzen könnt:

httpv://www.youtube.com/watch?v=352IcwNtYTQ

Und bei diesem internationalen Sound hatte ich direkt einen Soulman mit amerikanischem Hintergrund im Kopf. Dabei kommt Parov Stelar gebürtig aus Oberösterreich. Er hat Design studiert und scheint ein ganz sympathischer Typ zu sein, der mit seiner Musik die Welt erfreut. Zum Hintergrund von Parov Stelar hier ein Ausschnitt aus dem österreichischem Fernsehen:

httpv://www.youtube.com/watch?v=e-lwrJWNBLw

Enjoy listening!

Über Football: Pete Carroll’s Philosophie – Win Forever

Während unseres Trips durch die USA habe ich in einer Buchhandlung auch wieder einige Footballbücher gekauft. Eines davon ist “Win Forever” von Pete Carroll. Pete Carroll ist der Headcoach der Seattle Seahawks, einem der momentan besten NFL-Teams, und hat mit seinen 62 Jahren viele Erfahrungen im Football-Coaching gesammelt. Schon letztes Jahr im April hatte ich die Chance einen der Workshops seines Coaching Programms “Win Forever” in Miami zu besuchen. Jetzt habe ich die Chance genutzt und mir in aller Ruhe die Grundsätze seines Ansatzes durchgelesen. Vorab ist dabei anzumerken, dass Carroll vor allem auf College-Ebene als Coach von USC über viele Jahre überragenden Erfolg mit seinem Ansatz hatte.

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Dabei übermittelt Coach Carroll mit seinem Buch zwei wichtige Botschaften.

1. Jeder Coach sollte sich die Zeit nehmen eine eigene Philosophie zu formulieren.

2. Diese Philosophie sollte so vereinfacht dargestellt werden können, dass die Grundzüge innerhalb von wenigen Sätzen vermittelt werden können.

Wenn man sich nun selbst an einen Tisch setzt und ein weißes Blatt vor sich legt und versucht aufzuschreiben, über welche Grundsätze und Eigenschaften man sich als Person und Spieler/Trainer definiert, wird man schnell merken, wie schwer diese Aufgabe ist. Pete Carroll hat das Ganze für sich am Ende in einer Pyramide dargestellt:

Screen-Shot-2013-01-12-at-9.28.32-AMDie einzelnen Bausteine sind dabei sehr einfach und verständlich formuliert, ergeben aber insgesamt eine runde Geschichte. Typisch für eine Pyramide ist auch hier der Aufbau vom Fundament zur Spitze. Wer vergisst, das richtige Fundament (bei Carroll: Die innere Überzeugung Dinge jedes Mal besser zu machen, als sie je gemacht wurden) zu setzen, erreicht nie die Spitze (bei Carroll: Die Gewissheit zu gewinnen). Im Buch stellt er da, wie die einzelnen Bausteine zu verstehen sind und welche Mittel er angewendet hat, um diese in seinen Organisationen einzuführen und durchzusetzen. Seine Philosophie ist dabei vor allem so erfolgreich, weil er es selbst mit voller Überzeugung dafür einsteht. Er lebt diese Überzeugung und geht selbst davon aus, dass er gewinnen wird. Ich kann Football-Nerds die Lektüre nur empfehlen, weil neben einigen Anekdoten eines der Football-Brains seine Überzeugung wirklich offenlegt. Ich für mich habe nur eine weitere Bestätigung erhalten, welch große Rolle die richtige Vorbereitung und Selbstvertrauen auf der Basis von Vorbereitung für Erfolg spielen.

Leserbrief zu Artikel auf Spiegel Online “Autogramm Kia Soul: Kleine Kante”

Sehr geehrter Herr Grünweg,

da sind Sie nun mit dem „lässigen“ Kia Soul durch Kalifornien gedüst und haben darüber einen Artikel für Spiegel Online geschrieben. Ich habe ihren Artikel heute gelesen und war zuerst von diesem Wagen recht positiv überrascht. Im Nachgang habe ich nach weiteren Informationen gesucht und mich gewundert, warum diese in ihrem Artikel nicht auftauchen.

Da wäre zuerst der Verbrauch. Sie schreiben am Verbrauch „dürfte sich nicht viel ändern“.  Autobild hat in einem Dauertest ermittelt, dass ein Soul schon mal einen Durchschnittsverbrauch von 9,5l haben kann. Für die heutige Generation von Autos halte ich das für sehr viel. Ein ähnlich motorisierter Golf ist da bei weitem sparsamer und verbraucht deutlich weniger, wird aber trotzdem dafür deutlich kritisiert (siehe Welt-Beitrag). Der Kia Soul ist also eine Spritschleuder, wie lässig. Klar in Kalifornien mag das durch den niedrigeren Spritpreis in USA funktionieren, aber bei uns? Wenn ich einige Liter auf 100km sparen kann, ist das eine deutliche Kostenersparnis. Aber das interessiert wohl ihre Leser nicht. Na gut. Auch den CO2-Ausstoß des Kia Soul geben Sie nirgends an. Warum?  Autobild ermittelte im Dauertest für das alte Modell 162,8 g/km. Umweltfreundlich sieht anders aus.

Was bleibt nun nach dem Lesen? Der Eindruck bewusst kein vollständiges Bild vermittelt bekommen zu haben und Autogramme auf Spiegel Online nicht mehr lesen zu wollen. Man fragt sich schon, wie Kia ihnen den Trip nach Kalifornien versüßt hat, damit Sie so lässig über dieses Auto schreiben. Ja, der Look ist erfrischend. Aber das ist doch noch lange nicht alles, oder?

Über eine kritischere Berichterstattung in Zukunft freue ich mich!

Viele Grüße

Andreas Riedl

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