Der FC Augsburg ist wie manch anderer Bundesligist eine Partnerschaft mit Viagogo eingegangen. Es hat etwas gedauert, aber mittlerweile gibt es handfeste Fanproteste gegen die Zusammenarbeit. Und das obwohl der FC Augsburg an jeder Front versucht die Vorteile der Kooperation herauszustellen. Er hat mehrere Interviews und Berichte auf der Homepage veröffentlicht um den Fans die Zusammenarbeit schmackhaft zu machen (u.a. Interview mit Peter Bircks und der Anreiz eines kostenlosen FCA-Knackers für die Registrierung einer Dauerkarte). Dabei soll an dieser Stelle auch herausgestellt, welche Vorteile die Partnerschaft für den FC Augsburg und seine Fans hat:
- Ungenutzte Spieltagstickets und Dauerkarten können auf dem Zweitmarkt verkauft werden
- Einnahmen, die u.a. für die Nachwuchsförderung genutzt werden können
Das sind alles ehrenwerte Gründe für eine Zusammenarbeit. Aber die Partnerschaft mit Viagogo kommt leider mit Nachteilen, die gegenüber den Vorteilen überwiegen:
- Tickets können mit einem Aufschlag von 100% über dem regulären Verkaufspreis verkauft werden
- Viagogo bekommt ein Ticketkontigent (inkl. Stehplatztickets) zur Verfügung gestellt. Diese Karten sind somit nicht im freien Verkauf verfügbar.
- Auswärtsfans können Heimtickets kaufen, da keine Kontrolle über Postleitzahlen
Was durch Viagogo also vom Grundsatz her passiert, ist das ein Ticket-Schwarzmarkt legalisiert wird. Und ekligerweise steckt sich der FC Augsburg einen Teil des Geldes auch noch in die eigene Tasche, mit dem Vorwand, dass dadurch der Nachwuchs gefördert wird. Es ist nicht so, dass die Augsburger nicht bereit wären, den Nachwuchs zu fördern und selbst einer Erhöhung der Mitgliedsbeiträge bie ihrem Verein zugestimmt haben. Aber einen Ticket-Schwarzmarkt zu legalisieren geht einfach zu weit. Viele Fans von unterschiedlichen Vereinen haben dies mittlerweile erkannt und der Hamburger SV hat die Zusammenarbeit mit Viagogo deswegen auch schon wieder beendet. Mitglieder von anderen Vereinen protestieren offen dagegen (mehr dazu z.B. hier).
Der FC Augsburg hat in dieser Situation zudem gezeigt, wie man Kritik am Besten nicht umgeht. So hat Robert Götz von der Augsburger Allgemeinen in einem Blogeintrag die Situation thematisiert (siehe hier). Daraufhin hat Peter Bircks einen Brief an die Augsburger Allgemeine geschrieben (hier). Dieser Brief führte sogar dazu, dass die Süddeutsche Zeitung und andere überregionale Medien auf die Situation aufmerksam wurden (z.B. hier). Dies lag nicht mehr am Ursprungsproblem (der Zusammenarbeit zwischen Viagogo und dem FC Augsburg), sondern der Kritik von Peter Bircks an der Berichterstattung von Robert Götz und führte dazu, dass der FC Augsburg sich in einer Stellungnahme zu der Situation nochmals äußern musste, um die eigene Einstellung zu Pressefreiheit klarzustellen (hier). Insgesamt alles sehr unglücklich.
Aber was ist die Lösung des Problems? Aus meiner Sicht gibt es für den Verein keine andere Lösung, als die Zusammenarbeit mit Viagogo proaktiv zu beenden. Dies bedeutet, den Vertrag zum nächstmöglichen Zeitpunkt zu kündigen und dabei den Vorteil zu haben, die Beendigung des Vertragsverhältnisses mitgestalten zu können. Mittlerweile gibt es eine Online-Petition gegen die Zusammenarbeit und es werden Unterschriften für eine außerordentliche Mitgliederversammlung gesammelt (hier). Ein Erfolg dieser Initiativen wäre für die Vereinsführung äußerst negativ. Mit einem proaktiven Vorgehen würde man der Fanbasis zeigen, dass dem Verein wirklich an ihr gelegen ist und die Fanbasis könnte sich auf den wichtigen Support der Mannschaft konzentrieren.
Wie könnte man trotzdem das Problem des Wiederverkaufs von ungenutzen Dauerkarten und Spieltagstickets lösen? Ein Blick über den Tellerrand zeigt doch eine Möglichkeit: Warum tuen sich die Vereine nicht zusammen und gestalten gemeinsam eine Ticketplattform (wie sie z.B. die NFL schon hat)? Man könnte dieses Thema an die DFL delegieren und so die Investionen für jeden einzelnen Verein gering halten. Die Beziehungen des FC Augsburg in die DFL-Zentrale nach Frankfurt sollten gut genug sein, um das Thema zu addressieren…