Sportbuch 05/2016: Warum Schiedsrichter Profis sein sollten

Die Serie hält und ich komme immer noch genügend zum Lesen, um hier jeden Monat ein Buch vorzustellen, das sich mit Sport beschäftigt. Ich habe mir in den letzten Wochen sogar ein kleines Polster geschaffen und zwischendurch hat zum ersten Mal Tolstoi gepasst. Etwas deprimierend, also direkt zurück zu den inspirierenden Werken. Das Sportbuch im Monat Mai handelt wieder vom geliebten Fußball. Die Perspektive ist dennoch eine andere als sonst. Das Buch ist zwar eine Biografie aber keines Spielers oder Trainers. Der ehemalige Weltklasseschiedsrichter Urs Meier hat erst vor kurzem seine Erinnerungen (Mein Leben auf Ballhöhe) veröffentlicht und nachdem die Rolle der Schiedsrichter immer noch nicht genügend Beachtung findet, habe ich dieses Buch gerne gelesen. Die Rolle der Schiedsrichter ist zwar vor allem durch Collinas Erben etwas mehr in den Fokus gerückt, die Leistung dieser Personengruppe kann aber noch deutlich mehr verdiente Wertschätzung erfahren. Die Aufgabenstellung ist schwierig, dass Spiel wird immer fordernder und ich gestehe, dass auch ich Schiedsrichter für ihre Fehler hart kritisiere.

Urs Meier ist in der breiten Öffentlichkeit ein bedeutender Botschafter für die Anliegen der Schiedsrichter. Während Schiedsrichter meist immer noch ein Außenseiterimage haben ist Urs Meier so slick wie das als Schiedsrichter nur möglich ist. Er kann den Anliegen von Schiedsrichtern Gehör verschaffen, denn er ist zuallererst äußert kompetent und kann dieser Kompetenz in der Öffentlichkeit durch sein selbstbewusstes und cooles Auftreten auch noch Gewicht verleihen. Deshalb ist es so wichtig, dass im Mittelpunkt des Buchs zwar Urs Meiers Schiedsrichterlaufbahn steht, diese jedoch von ihm bewusst eingebettet wurde in Forderungen gegenüber den Verbänden, um Schiedsrichterleistungen in der Zukunft zu verbessern. Urs Meier fordert hierfür zuallererst ein Profischiedsrichtertum. Bei den Beträgen, die im Fußballgeschäft im Umlauf sind, ist es wahrlich verwunderlich, dass Schiedsrichter diese Aufgabe nur in Teilzeit übernehmen und nicht die ganze Woche über trainieren oder sich vorbereiten. Nach der Lektüre seiner Darstellung, kann ich seine Meinung in dieser Hinsicht sehr gut nachvollziehen, dass Profischiedsrichter weniger Fehler machen würden.

Sportbuch 05/2016: Fußball und Schiedsrichter. Urs Meier erzählt von seinen Highlights. Lesenswert.

Ein von Andreas Riedl (@andyriedl) gepostetes Foto am

Wenn man die einzelnen faszinierenden Erlebnisse von seiner Ausbildung zum Schiedsrichter, seinen Einsätzen in den schweizerischen Ligen und international bei Champions League Spielen oder Europa- und Weltmeisterschaften liest, so wird eines recht schnell klar: Urs Meier liebt den Fußball. Und Urs Meier will, dass es beim Fußball fair zugeht. Um ein faires Spiel zu erreichen und eine unbelastete Stimmung zu schaffen, nimmt er sowohl Spieler, Trainer, Vereine, Polizei als auch Schiedsrichter in die gemeinsame Pflicht. Er ist ein Mensch der Kooperation und der Entscheidung. Darüber hinaus hat er im Fußballgeschäft viele interessante Anekdoten erlebt, die in diesem Buch ohne großes Brimborium erzählt werden. Durch diese kurzweilige Erzählweise kann man das Buch getrost jedem Fußballfan ans Herz legen, der über die Zeit zwischen 1998 und 2004 das ein oder andere interessante Detail erfahren will. Mir sind die Anekdoten um Luis Figo und Tony Adams im Gedächtnis geblieben. Und ich würde mit Urs Meier gerne ein Bier trinken. Wahrscheinlich wird es mehr als eins, bis wir Profischiedsrichter haben werden. Prost!

Was man von Alex Ferguson lernen kann

Kurz nach dem Rücktritt als Trainer von Manchester United hat Alex Ferguson  seine Autobiografie geschrieben. Es ist sein zweites Buch, wobei er im ersten nur auf einen Teil seiner Karriere zurückschauen konnte.

In diesem Buch berichtet er aus seinen vielen aktiven Jahren im Fußballgeschäft. Es gibt nur sehr wenige Trainerkarrieren, in denen eine Person über 20 Jahre den gleichen Verein betreut hat. Es gibt wohl kaum eine andere, wo die Zusammenarbeit zudem so erfolgreich war. Während Jürgen Klopp die Chance weggeschmissen hat, in Dortmund etwas ähnliches zu schaffen, ist Alex Ferguson bei Manchester United dieses Kunststück gelungen. Er erzählt Anekdoten aus seiner aktiven Zeit aber auch über den Umgang mit einzelnen Spielern. Seinen größten Stars der letzten Jahrzehnte widmet er einzelne Kapitel.

Vorbereitung auf die Gegner in der Europa League. #FCA #RoadtoEurope #Fussballbuch

Ein von Andreas Riedl (@andyriedl) gepostetes Foto am

David Beckham, Wayne Rooney, Rio Ferdinand, Christiano Ronaldo und rücken dadurch in den Fokus. Insgesamt war es aber Fergie, der ManU in den letzten Jahrzehnten geprägt hat und der jede Spielerpersönlichkeit überstrahlt. Das spannenste an dem Buch sind dann auch die Einblicke in den Erfahrungsschatz, den Alex Ferguson über Kaderumbrüche angesammelt hat. Immer wieder musste er seine Mannschaft rundum erneuern und immer wieder ist er zum Erfolg zurückgekehrt. Viele Vereine die konsistent erfolgreich arbeiten wollen, können sich daran ein Beispiel nehmen. Auch den Willen, als Trainer immer weiter bei diesem einen Club arbeiten zu wollen, fand ich über das Buch hinweg sehr bewundernswert in einer Zeit, in der anscheinend immer neue Herausforderungen gesucht werden. Im Hinblick darauf würde ich am liebsten Markus Weinzierl das Buch schenken und ihm ans Herz legen auch über die nächsten 20 Jahre in Augsburg Trainer zu bleiben. Die Diskussion, ob sich ein Trainer abnutzt, kann man mit einem Blick auf Alex Ferguson dann auch relativ schnell beenden. Das es nicht immer einfach sein wird, ist trainerunabhängig.

Insgesamt sind die Gedanken von Alex Ferguson nicht immer geradlinig vorgetragen oder elegant formuliert. Der Mann ist kein Autor sondern ein Fußballtrainer. Auch wenn man bei der Lektüre ab und an über diese ungeschickte Art stolpert, so ist das Buch doch lesenswert, denn Fergie berichtet hautnah von der erfolgreichsten Zeit Manchester Uniteds. Dabei hat er seine eigene Meinung und scheut sich auch nach Karriereende nicht mit dieser anzuecken. Das verleiht dem Buch so manchen zusätzlichen humoristischen Aspekt und macht es noch lesenswerter. Ich bereue die Lektüre keineswegs und kann das Buch Fußballfans nur ans Herz legen. Vielleicht hat Markus Weinzierl sich ja auch ein paar Anregungen geholt.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen