Über Pep Guardiola’s Lehrmeister: Johan Cruyff

Im Sommer bin ich endlich dazu gekommen “Der König und sein Spiel” von Dietrich Schulze-Marmeling zu lesen. Ich habe zum Anlass genommen, dass Pep Guardiola Cheftrainer beim FC Bayern München geworden ist, und lange spekuliert wurde, ob er dieses Weltklasse-Team noch besser machen könnte und wie seine Handschrift aussehen würde. Mir war zwar bewusst, dass Pep unter Johan Cruyff in Barcelona gespielt hatte, aber ich hatte den Einfluss von Johan Cruyff unterschätzt.  Man kann Johan Cruyff mit Fug und Recht als den Lehrmeister von Pep Guardiola bezeichnen. Und um einen ersten Eindruck vom Leben und Schaffen des Johan Cruyff zu bekommen, ist das Buch von Dietrich Schulze-Marmeling sehr gut geeignet.

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Er geht sowohl auf die Herkunft von Johan Cruyff ein, der in nächster Umgebung zu Ajax Amsterdam aufgewachsen ist und gibt einen Überblick über die Spielerkarriere von König Johan. In meiner Jugend war mir nicht bewusst, welche Begeisterungswelle die Elftal von 1974 ausgelöst hat. Dabei hat mich am meisten fasziniert, dass die Spieler um Johan Cruyff zuallererst guten Fussball spielen wollten und nur in zweiter Instanz ergebnisorientiert gehandelt haben. Das Spiel mit seinem “totalen Fussball” stand immer im Vordergrund. Nun könnte man diese Philosophie als blauäugig bezeichnen. Aber in Anbetracht der systemischen Erfolge von Johan Cruyff mit Ajax Amsterdam in den 90ern und der Grundlagenarbeit beim FC Barcelona, lässt sich wohl nicht bestreiten, dass eine grundlegende Spielphilosophie wichtiger ist als der kurzfristige Erfolg. Wobei Spielphilosophie in diesem Zusammenhang wohl nicht treffend ist. Sowohl bei Ajax Amsterdam als auch beim FC Barcelona hat Johan Cruyff grundsätzlich die gesamte Organisation nach seinen Vorstellungen ausgerichtet. Vor allem die Jugendarbeit, bei dem die Spieler vor allem individuell gefördert werden, spielt hier eine große Rolle. Auch aus anderen Sportarten (z.B. Basketball: John Wooden; American Football: Pete Carroll) ist bekannt, dass sehr erfolgreiche Coaches ihren eigenen Ansatz entwickelt haben, die Organisationen um sich herum entsprechend ihrer Vorstellungen zu formen. Nachhaltiger Erfolg ist für diese Trainer nur möglich, wenn die Organisation um sie herum, ihre Philosophie entsprechend unterstützt. Erste Voraussetzung für den Erfolg ist hierbei allerdings, dass ein Coach seine eigene Philosophie entwickelt hat und diese auch formulieren kann.

Johan Cruyff hat seine Philosophie an seine damaligen Spieler weitergegeben und einer seiner Sprösslinge ist nun beim FC Bayern im Amt. Ich bin gespannt zu sehen, wie der FC Bayern weiterhin mit seinen Vorstellungen umgeht und wie das Ganze langfristig zum Münchner “Mia san mia” passt. Nach mittlerweile ungefähr 15 Pflichtspielen kann ich mir wohl vorstellen, dass Pep Guardiola mittelfristig Erfolg in München hat. Ich würde mir  allerdings wünschen, dass er seine Spielphilosophie nachhaltig installieren kann und der FC Bayern auch auf dem Platz eine eigene Identität erhält, die nicht mit dem nächsten Trainerwechsel verschwindet. Mit Pep Guardiola ist aber auf jeden Fall ein Stück Johan Cruyff in Bayern angekommen und die Erkundung der Wurzeln eine spannende Angelegenheit.

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