Der finanzielle Aspekt des Studiums – Eine Erwiderung!

Der finanzielle Aspekt des Studiums –  Eine Erwiderung!

Leserbrief betreffend des Artikels „Karriere, Karriere, Knick“ von Klaus Werle Spiegel Online vom 3.Februar  2010

Beim Lesen des Artikels von Klaus Werle musste ich doch mehrere Male innehalten und ganze Absätze nochmals lesen. Über viele Aussagen des Autors habe ich mich nur gewundert, manche davon will ich nicht so im Raum stehen lassen.

An den deutschen Hochschulen hat es in den letzten Jahren viele Veränderungen gegeben und das Bildungssystem hat für die Zukunft unseres Landes eine zu große Bedeutung, als das man es dem Autor des Artikel durchgehen lassen könnte, so pauschal über die heutige Studierendengeneration herzuziehen.

Vorweg muss ich anmerken, dass ich die Aussage des Artikels, Studenten sollten während des Studiums wieder mehr über den Tellerrand schauen, für richtig halte. Allerdings sehe ich die Beweggründe, die Studenten dazu bringen ihr Studium möglichst zügig voran zu treiben, etwas differenzierter. Klaus Werle beschreibt die heutige Studentengeneration als  „Ultra-Pragmatiker, die knallharte Kosten-Nutzen-Rechnungen aufstellen auf dem Weg nach oben“.  Dabei sieht er die Gründe hierfür alleine bei den Studenten, die von einer Generation auf die nächste einfach mal ihre Einstellung geändert haben: „Viele Studenten musste man nicht zwingen: Ergeben, bisweilen gar freudig nahmen sie die neuen, strengeren Bachelor-Strukturen an.“  Spätestens hier konnte ich nur noch verwirrt mit dem Kopf schütteln. Klaus Werle ignoriert die Kosten die während eines Studiums beim Studenten anfallen vollständig. So vernachlässigt er zum einen, dass in den letzten Jahren in vielen Bundesländern Studiengebühren eingeführt worden sind, die den Anstieg der Lebenserhaltungskosten für Studenten noch verstärkt haben. Durch die Mehrwertsteuererhöhung und Inflation kam es in den letzten Jahren schon zu einer Erhöhung des finanziellen Drucks auf die heutige Studierendengeneration. In diesem Zusammenhang ist auch zu erwähnen, dass sich aus der heutigen Studiengeneration niemand mehr an die letzte  Bafög-Erhöhung erinnern kann (für alle Historiker: 2002). Durch die Wirtschaftskrise ist der Berufseinstieg für junge Akademiker zusätzlich noch schwieriger geworden,  aber das spielt sicher auch keine Rolle für die Motivation der Studenten möglichst gute Leistungen zu bringen.

Die Studierendenproteste Ende 2009 haben genau in diese Kerbe geschlagen, und Veränderungen am Bildungssystem gefordert, damit der Druck auf Studierende wieder geringer wird und auch Blicke über den Tellerrand möglich werden. Die Sichtweise von Klaus Werle auf die Proteste im letzten Jahr kann ich daher nicht teilen, denn die Forderungen der Studierenden wurden vielerorts als nicht konkret genug und zu undifferenziert gesehen. Was so viele Studenten auf die Straße getrieben hat, waren sicher nicht nur Umsetzungsmängel. Die „kleineren Aufstände“ haben dabei immerhin erreicht, dass in der Öffentlichkeit vermehrt über das Thema Bildung diskutiert wurde, dass vielleicht in 2010 doch eine Bafög-Erhöhung kommt und dass Bachelorstudiengänge reformiert werden. Anscheinend war der Druck auf die Politik und Hochschulen groß genug um zumindest kleine Veränderungen zu bewirken.

Als weiterer Beleg für die Ahnungslosigkeit des Autors gegenüber der Situation an den Universitäten heute kann die anfängliche Aussage gewertet werden, dass die Bewerbung für ein Master-Programm als „der nächste logische Schritt in ihrem Aufstiegsszenario“ gewertet wird. Einem Diplomstudenten hätte früher niemand vorgeworfen karrieristisch zu handeln, wenn er sein Studium nach der Hälfte der Zeit fortgesetzt hätte. Ein Bachelorstudent, der sein Studium nach drei Jahren abschließt hat mit Sicherheit nicht die gleiche Qualifikation erlangt wie Diplomstudenten nach fünf Jahren. Der Master sollte daher die Regel und nicht die Ausnahme für Bachelorabsolventen sein.

Abschließend lässt sich so urteilen, dass der Autor gut daran getan hätte sich mit den Problemen an den Universitäten etwas genauer auseinander zu setzen und differenzierter zu urteilen. Von Spiegel Online hätte ich anstatt einer Reihe von Auszügen aus dem Buch von Klaus Werle eher eine Serie über die Problempunkte des universitären Bildungssystems erwartet. Dem Autor empfehle ich dringend einen Besuch in einer Universität anstatt der nächsten schnellen und geradlinigen Buchveröffentlichung.

Hochseilgarten an der Universität Augsburg

Als Abschlussevent für eine gelungene Konzertreihe hab ich mit meinem Organisations- und Helferteam in den Augsburger Hochseilgarten der Universität aufgemacht um etwas teamorientiertes zu unternehmen und die eigenen Grenzen zu erkunden. Auf 8m Höhe fängt man an sein normales Leben sehr zu schätzen. Wer auch mal Interesse hat, an einer ähnlichen Erfahrung mit einer Gruppe, der findet Infos hier.

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